Dienstag, 5. September 2017

An die Arbeit...

14.08. - 20.08.2017

Unser ghosttown-monday (Teil des allgegenwärtigen Streiks der Bevölkerung), an dem die Stadt immer relativ still steht, war vom Putzen und Entspannen geprägt. Die Woche begann also erst richtig am Dienstag...

Wenn man aus dem Tor des Waisenhauses rausschaut,
sieht es so aus. Dort hinten sind meistns die Caretakerinnen.
Und dann ging es aber wirklich los: Mein erster Arbeitstag.
Wie bereits in einem früheren Post erwähnt, werde ich die ersten drei Monate (das heißt August, September, Oktober und einen Teil des November) im Waisenhaus in Shisong arbeiten. Shisong ist ein Stadtteil von Kumbo, der allerdings auf einem anderen Hügel liegt - ich hoffe, die geographische Lage Kumbos noch einmal gesondert deutlich machen zu können. Der Entfernung geschuldet, habe ich einen relativ lngen Arbeitsweg. Am Dienstag morgen bestritt ich also meine erste Bikefahrt alleine (mit dem Fahrer natürlich :-) und kam im Waisenhaus an, während die Schwestern, die das Waisenhaus leiten, gerade im Gottesdienst waren. Von einer Care-takerin (das sind sozusagen die Erzieherinnen dort) wurde ich abgeholt und zum Raum gebracht, in dem die ganzen Kinder spielten.

Die Tür und Spüle.
Leider läd das Gitter an der Tür sehr zum klettern ein
- es kostet viel Geduld den Kindern
die Unattraktivität dieses Spielgerätes zu erklären.




















Der erste Eindruck war für mich unglaublich beeindruckend:
Noch bevor ich um circa 8:20 Uhr richtig in den Raum getreten war, hatte ich circa 10 Kinder im Alter zwischen 2 und 5 Jahren an mir hängen. Eigentlich habe ich fast nichts verstanden von dem, was sie mir zu riefen, denn einige von ihnen sprechen noch gar nicht so gut Englisch (wenn etwas, dann eher Lamnso) und außerdem war es einfach richtig laut in dem Raum. Auch von den anderen Care-takerinnen wurde ich herzlich willkommen geheißen.
Vor allem mit einer Care-takerin hatte ich in meiner ersten Woche viel zu tun: Ivolyn. Sie ist etwas älter als die anderen und kümmert sich Tag und Nacht um die Erziehung der Kinder. Die anderen Erzieherinnen sind teilweise gerade erst 14 Jahre alt und waren selbst einmal Kinder, die im Waisenhaus gewohnt haben. Heute helfen sie beim Aufpassen, der Gartenarbeit, dem Kochen und Saubermachen und leben so in einer Gemeinschaft miteinander,  mit den Schwestern und den Kindern. Nach zwei Stunden mit den Kindern kuscheln, lachen, ermahnen, meine Jacke und mein Armband retten (ich muss meine Lieblingsstücke inzwischen dauerhaft zu Hause lassen), Namen und Regeln kennen lernen, wurden die Kinder schließlich gewickelt. Anschließend, um 11:00 Uhr gibt es Mittagessen. Nachdem die größeren Kinder selbstständig gebetet hatten, wurde das Essen in Schalen ausgeteilt. DIe kleinen Kinder werden von uns Care-takern gefüttert. An diesen Tag habe ich zum ersten Mal mein Fütterkind gefüttert - und ich kann sagen, dass war bestimmt die härteste Arbeit an diesem ersten Tag. Nachdem wir uns aber angefreundet hatten und das Essen leer war (eine unglaublich große Portion - bestimmt eine deutsche Erwachsenenportion :-) gab es noch für alle Kinder Wasser zu trinken. Und dann ging es ins Bett ... Mittagsschlaf.
Naja, als ob es so einfach wäre 12 kleine Kinder zum Schlafen zu bewegen - aber nach einiger Zeit war es tatsächlich relativ still in dem Raum.
Und dann gab es eine weitere positive Überraschung für mich. Ich bekam von der Leiterin des Waisenhauses etwas zu Mittagessen gemacht, und das hat wirklich lecker geschmeckt. Mein schlechtes Gewissen und meine Sorge, dass wirklich nicht extra etwas für mich gekocht werden sollte - wird grundsätzlich nicht zugelassen. Und so genieße ich nun an jedem Arbeitstag leckeren Reis, Nudeln oder Kartoffeln :-)

Mein leckeres, reichhaltiges Essen mit Tee
- es wird so gut mitgedacht. Normales Wasser vertragen wir nähmlich noch nicht ungekocht :-)
Außerdem bat Ivolyn mich, ihr etwas deutsch beizubringen. Sie meint das ernster, als ich es zu Beginn gedacht habe. Da so oft deutsche Freiwillige im Waisenhaus arbeiten, gibt sie sich wirklich Mühe die verschiedensten kleineren Sätze und Begrüßungen zu lernen. Ich wollte ihr die Worte aufschreiben, aber nach einiger Zeit verstand ich, dass es hier nicht selbstverständlich ist, dass Erwachsene lesen können. Sie erklärte mir, dass sie schon immer so gerne lerne, die hohen Schulgelder es vielen Familien aber nicht ermöglichen eine gute Schulbildung für ihre Kinder zu finanzieren. So kommt es, dass ich nun jeden Nachmittag mit Begeisterung gemeinsam mit Ivolyn Englisch und Deutsch schreibe, oder ein englisches Geschichtenbuch lese.

Nach meinem ersten Arbeitstag traf ich Christina circa um 15:00 Uhr an Sqaures um gemeinsam etwas einkaufen zu gehen. Sie hatte an diesem Dienstag spontanerweise doch noch keine Arbeit im Justice&Peace Office wahrnehmen können. Das Office hatte anlässlich des "Big Day Mary" (Wir nennen es auch "Maria Himmelfahrt") geschlossen. Generell wird hier Maria, die Mutter von Jesus, sehr verehrt, zum Beispiel ist der ganze Monat August ihr gewidmet.
Nachdem wir wieder zu Hause waren, verbrachten wir eine gemütliche Zeit auf den Sofas und starteten später wieder eines unserer Kochexperimente.

Sind das nicht schöne Pommes? :-)
(Mit Plantains -> Kochbananen, wir haben leider zu spät festgestellt, dass die ein wenig wie Kartoffeln schmecken.
Naja, man kann auch mal Kartoffel mit Nach-Kartoffel-schmeckenden-Plantains essen)
Mein Gemütsstand nach diesem Tag: erfüllt, glücklich, dass alles so gut geklappt hat, erschöpft.
- an diesem Tag dachte ich noch, das bessert sich mit der Zeit ;-)

Und so ging ich am Mittwoch wieder wohlgenmutes auf die Arbeit. Und als ich um halb 9 den Raum betrat sah ich die Kinder in Reih und Glied auf Stühlen sitzen und geradeaus schauen - bis heute weiß ich noch nicht ganz warum die anwesende Care-takerin das veranlasst hatte,aber sobald ich da war und sie den Raum verließ, standen alle Kinder auf und umarmten mich wieder. Dann kam Cynthia, eine andere Care-takerin mit der ich immer wieder viel zu tun haben würde, herein und folgende Unterhaltung entstand (sinngemäß):

Ich: Guten Morgen.
Cynthia: Guten Morgen, Eli. Wie geht's?
Ich: Gut. Was passiert jetzt? Sollen die Kinder auf ihren Stühlen sitzen bleiben?
Cynthia (kleines liebes Lachen): Nein, nein. Die haben jetzt Schule.
Ich: Echt? Alle Kinder? Wo denn?
Cynthia: Na, hier. Nur die älteren drei Jungs und diese beiden Mädchen hier.
Ich (ahnend): Und wer unterrichtet die Kinder?
Cynthia: Natürlich du.
Ich (besorgt, entsetzt, überfordert, ...): Und, was genau soll ich den Kindern beibringen?
Cynthia: Die Kinder wären jetzt in der Nursery, als gerade erst in der Schule.
Ich: Was lernt man denn in der Nursery?
Cynthia: A B C und 1 2 3.
Ich: ...

Meine Aufgabe nach dem Essen der Kinder:
Sauber machen.
So begann also ganz spontan meine Lehrerinnenkarriere. Dieser Mittwoch war hart, wirklich hart für mich und ich war am Abend sehr, sehr müde.

Den Rückweg bestreite ich
meistens zu Fuß mit Berry,
der auch in Shisong als Freiwilliger arbeitet.
Und der zeigt mir immer neue
Naturwunder und Geheimwege...
Für die älteren Jungs, fünfjährige Drillinge, die ich bis heute nur an ihren Klamotten unterscheiden kann, gab es jeweils ein liniertes Heft, in das aber nur geschrieben und nicht gemalt werden sollte. Die anderen beiden Mädchen sind noch etwas jünger und sollten nur auf Blätter schreiben und malen.  Die Kinder zeigten mir stolz wie sie die Zahlen von 1 bis 100 und ihre Namen aufschreiben konnten. Sogar das Alphabet mit Groß- und Kleinbuchstaben stand am Ende des Tages in den Heften. Aber ich bemerkte schnell, dass diese Sachen noch nicht verstanden, sondern nur auswendig gelernt waren. Und so
beschloss ich für die nächsten Tage in den Heften und teilweise auch auf Blättern für die Kleineren Aufgaben zuhause vorzubereiten. Auch die Stifte spitze ich an diesem Nachmittag vorsorglich so lange ich konnte - irgendwann haben die Blasen an meiner Hand nicht mehr mitgemacht. Und ich überlegte mir ein Konzept für meinen Unterricht - den ich der Tatsache geschuldet, dass es keine richtigen Mauern bis zur Decke, sonder nur Trennwände und deshalb keine abgetrennten Räume im Waisenhaus gibt, mit den fünf Kindern prallel zum Aufpassen auf sieben weitere noch viel jüngere Kinder in einem Raum durchführen muss. Das ersparte mir in den nächsten Tagen viel, viel Stress und schonte meine Nerven - inzwischen macht es wieder richtig Spaß :-)
Am Mittwoch lernte ich auch die Kinder zu wickeln und die Stoffwindeln zusammen zulegen.
Im laufe der nächsten Tage wurde auch die Kommunikation immer einfacher, da ich die Namen der Kinder lernte und so gezielt Kinder ansprechen oder mich mit den Care-takerinnen beraten konnte.
Von unserem Haus aus gehe ich zu Fuß (über diesen Pfad)
über den Bishops hill zum Krankenhaus.
Von dort aus nehme ich ein Bike-Taxi nach Shisong.
Den wunderschönen Ausblick auf Kumbo
darf ich also jeden Tag bewundern :-)
Das Einzige, was mir bis heute noch wirklich zu schaffen macht - und insgeheim hoffe ich auch, dass das so bleibt - sind die "afrikanischen Erziehungsmethoden", wie die Leute hier sagen. Dazu aber noch mehr in einem Extra-Post.

So verging die Woche und auch am Donnerstag und Freitag lernte ich immer wirklich viel in meiner Arbeitsstelle. Am Ende dieser Woche fühlte ich mich schon echt zuhause im Waisenhaus und konnte gut verstehen, warum manche Freiwillige tatsächlich ein ganzes Jahr dort gearbeitet haben - dort kann man echt sein Herz mit anderen teilen :-)

Am Samstag waren wir bei Flora zum Fufu-kochen-lernen eingeladen. Wie auf den Bildern zu sehen ist, wurde uns wirklich alles gezeigt. Obwohl Fufu eigentlich "nur" ein Brei aus Maismehl und Wasser ist gibt es komplizierte Reihenfolgen und Zubereitungsschritte, die beim kochen eingehalten werden müssen. Auch ein Njama Njama-Rezept ist jetzt in unserem Repertoire. Nachdem das Fufu fertig gekocht und in Bananenblätter zum Warmhalten eingewickelt war, wurde uns klar, wie Cornflakes entstehen - beim Reinigen des Topfes nach dem kochen. Lässt man ihn länger auf dem Feuer blättert der hartgewordene Brei vom Boden ab und man hat einen Riesen-Cornflake...der Traum eines jeden Müsliessers.

Zuerst müssen die Huckelberry-Blätter
für das Njama Njama gezupft werden.
Die hieransässigen Menschen
machen das in rasanter Zeit...
wir brauchen e  w  i  g  .
So kocht man Fufu (in Floras Feuerküche).
Es wird immer wieder Wasser entnommen und hinzugefügt.
Man rührt die Masse mit einem Bambusstab.
- das ist echt harte Arbeit!



Das fertig gekochte, heiße Fufu schlägt
man in saubere Bananenblätter ein.
So ist es gut portioniert und bleibt sehr, sehr lange warm.
Teamwork führt bei uns immer schneller zum Erfolg :D






















Lecker :-)
Ein RIESEN CORNFLAKE




















Sonntags hatten wir Berry wieder zum Knödelessen eingeladen - die fand er damals so lecker. Er verschwand aber dann plötzlich für ein paar Stunden um jemaden zu grüßen. Währenddessen bekamen wir Besuch von einer anderen deustchen Freiwilligen, die erst vor wenigen Tagen in Kumbo angekommen war und ihrer Mentorin.
Christina und ich merkten an diesem Tag, wie sehr wir uns schon hier zu Hause fühlen und uns an die Sitten und Gebräuche gewohnt haben - der Überraschungsbesuch überraschte uns kein bisschen.
Wir haben uns sehr darüber gefreut, jemanden anderen aus Deutschland kennen zu lernen.

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Kumbo from above - beautiful... even more in Reality
This Monday, we did nearly nothing because of the ghost town strike.
On Tuesday my work in the orphanage started. The children and the caretakers welcomed me so warmly that I could feel really at home in this place.
That's how high the maize
 grows in our place.
Impressing...
Wednesday I was told to teach the children what they normally learn in the nursery. For me, that was kind of hard because I had never taught children in English and actually, I didn't know what children would learn at that age. But they were really interested in learning how to read and write and so I decided to prepare more exercises for the next days - that saves nerves.
The only thing I really cannot get used to is the "African way of raising a child" because it is so different from what I have been educated in.
On Saturday, Flora taught us how to cook Fufu and Njama Njama. It was very delicious and by now, we know how to make corn flakes ourselves - it can become out of the rest of the maize batter in the pot when you heat it after taking out the most possible of the Fufu - the dream of every muesli eater :-)

On Saturday we invited Berry to eat Knödel with us because he liked it so much the other day. After a while, he disappeared to greet someone who lives near our place. In his absence, an other German volunteer, who just arrived in Kumbo, visited us with her mentor. And that was the point when we really got, that we are now part of the lace and the culture in a special way: the surprising visit was no surprise for us. We really enjoyed the afternoon.























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