Donnerstag, 21. September 2017

Was ich niemals tun und worüber ich schon immer mal lernen wollte

28.08. - 02.09.2017

Ein absolut ungestelltes Bild ;-)
An diesem Ghost town Monda bekamen wir überraschenderweise Besuch von zwei Jungs aus dem Youth Center. Die beiden (ca. 13-jährigen) leben nun auch schon viele, viele Wochen alleine, ohne ihre Familien zu sehen, auf dem Gelände des Jugendzentrums. Dort verbringen sie gemeinsam mit den anderen Jugendlichen ihren Alltag, leben zusmmen und teilen die Arbeit. Morgens haben die beiden Computerunterricht und Nachmittags Musik- oder Kunstunterricht, je nach Interessensgebiet...außer an Montagen. Und so verbrachten wir gemeinsam einen gemütlichen Nachmittag mit Kecksen und einem slebstgebastelten Mensch-Ärgere-Dich-Nicht - Spiel (Übrigens für alle, die es interessiert: "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht" heißt auf Englisch "Ludo" und nicht nromalerweise nicht "human-do-not-worry" - aber das wussten wir damals noch nicht ;-).
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag waren tatsächlich so etwas wie "normale" Arbeitstage. Immerwieder habe ich nette Menschen kennengelernt, immer wieder gab es neue Herausforderungen. Inzwischen kann ich aber ganz gut mithelfen beim Wickeln, Füttern, Aufräumen und trotzdem meine Hauptaufgabe (Unterrichten) durchgehend wahrnehmen. Manchmal ist es trotzdem hart... aber ich hab die Leute echt lieb gewonnen:-)

und noch einmal leckerer Mais...
Am Freitag und Samstag fand das DYC (Diocesan Youth Counselor) Meeting im Youth Center statt. Das war ein Treffen, bei dem alle möglichen Verantwortlichen aus den Pfarreien der Diözese zusammen kamen, von der kirchlichen Jugendarbeit in ihren Heimatgemeinden berichteten und das nächte Jahr planten. Im Prinzip funtkionierte das alles ähnlich einer KjG-DiKo (für diejenigen, die es kennen;-), nur etws strikter geregelt und teilweise auch mit sehr ernsten Themen. Als es dunkel geworden war, brachte Ezechiel uns auf seinem Bike nach Hause. Wie wir am nächsten Morgen mitbekamen, tagte der Jugendrat noch bis tief in die Nacht und ein bisschen waren wir froh, in dieser Nacht zu Hause schlafen zu können und nicht mit den anderen im Jugendzentrum durchhalten zu müssen. Die kirchliche Jugendarbeit funktioniert hier tatsächlich ein wenig anders, als ich es bisher in Deutschland wahrnehemen konnte. Da für die meisten Kinder und Jugendlichen die Kirche einen Großteil der Freizeitangebote stellt (Sportgruppen, Gruppenstunden, Musikunterricht,...) und der Glaube in der Erziehung oft eine wirklichgroße Rolle spielt, ist dieser Teil des Lebens für viele sehr wichtig und unverzichtbar. So gibt es hier unglaublich viele Förderprogramme, sowie verschiedene und abwechslungsreiche Freizeit- und Fortbildungsangebote für junge Christen, allerdings auch eine viel größere Kontrolle und Disziplinforderung, die manchmal auch Saktionen mit sich bringt. Es ist interessant, diese andere Art von kirchlicher Jugendarbeit besser kennenzulernen, aber ich freue mich auch, in der mir gewohnten Glaubensumgebung so schöne Erfahrungen gemacht zu haben :-) - obwohl einige der Jugendlichen, vor allem aber die Schwestern und Brüder hier, genauso verrückt sind wie die mir bekannten Jugendarbeitsbeauftragten (KjG und Co. :-) unseres Bistums.

Das Feld hinter unserem Haus
Am restlichen Wochenende ging es dann mal wieder darum, dass Haus aufzuräumen und zu wischen. Dieses Mal wartete eine unumgängliche, und von mir bisher stark aufgeschobene Aufgabe auf uns: Die Müllentsorgung. Keine Angst, wir lebten hier nicht schon seit über einem Monat ohne unseren Müll loszuwerden, aber das läuft hier nunmal anders als in Deutschland. Es gibt keine Müllabfuhr - generell keine orgnisierte Müllentsorgung. Der Biomüll wird schon länger einfach ins Feld hinters Haus gebracht (dabei habe ich kein schlechtes Gewissen - das verottet ja und düngt wahrschienlich sogar etwas). Den Papiermüll sollten wir gegenüber unseres Hauses in dem hohen Gras hinter einem Baum abladen (das fällt mir seit Beginn sehr schwer, aber irgendwie verottet ja auch Papier und ich hatte das Gefühl, es sei besser, dass alles zu sammeln als immer wieder ein bisschen zu verbrennen). Der Plastikmüll sollte hinter unserem Haus in dem Feld zwischen den Maispflanzen verbrannt werden. Damit hatte und habe ich tatsächlich ein ziemlich großes Problem...


Im Kontrast dazu geben ich euch mal einen kleinen Einblick in drei Fürbitten, die ich im vergangenen Jahr anlässlich unseres Jugendgottesdienstes zum Thema "Schöpfung" selbst erdacht und geschrieben habe...

Guter Gott,
Einige Freunde von uns können heute nicht mit uns diesen Gottesdienst hier feiern. Sie haben sich auf die Reise begeben um die Welt zu sehen. Um DEINE Welt zu sehen, Menschen, Begebenheiten und andere Kulturen kennen zu lernen. Sie erleben die Vielfalt von Mensch und Tier und wachsen täglich an den neuen Aufgaben. Gib ihnen und uns die Kraft, durchzuhalten, das Leben auch in einsamen Stunden zu genießen und die wertvollen Freundschaften zu schätzen.
Gott unser Vater
Alle: Wir bitten dich erhöre uns

Guter Gott,
Es geht nicht nur um uns. Wenn wir über Umweltschutz sprechen, müssen wir dabei auch an die vielen Generationen nach uns denken. Ein Teil der großen Verantwortung liegt in unseren Händen.
Hilf uns, in diesem Bewusstsein zu leben und so die großen Naturwunder auch noch für unsere Nachkommen zu bewahren.
Gott unser Vater
Alle: Wir bitten dich erhöre uns

Guter Gott,
Auf viele Fragen antworten wir „natürlich!“. 
Sei bei uns, Herr, wenn wir zweifeln, wenn wir kritisieren und nachfragen. Wir wollen nicht alles hinnehmen, so wie es ist, sonder selbst verstehen, warum die Welt in ihrer Weise funktioniert. Sei bei uns, Herr, wenn wir nach unserem Gewissen handeln.
Gott unser Vater

Alle: Wir bitten dich erhöre uns

Das gibt mir wirklich schwer zu denken. Einmal schreibe ich genau die Gedanken auf, die für mich mein Leben lang - vor allem in den letzten Jahren einen prägnanten Teil meiner Weltvorstellung bildeten und 9 Monate später, stehe ich vor einem Maisfeld und verbrenne unseren Plastikmüll. Ich lese mir die Gedanken von damals noch einmal durch und bin mir wirklich sicher, dass für mich all diese Ideen und Bitten seine Gültigkeiten behalten haben und immer behalten werden. Nur ist mir jetzt auch klar geworden, dass es Menschen gibt, für die Umweltschutz keine Frage der Faulheit oder des Engagements ist, sondern einfach eine Lebensrealität, mit der sie in ihrem Alltag konfrontiert werden. 

Jetzt bin ich hier, auf meiner Reise um die Welt zu sehen und eine andere Kultur kennen zu lernen. Jeden Tag erlebe ich eine unglaubliche Schönheit und Vielfalt von Mensch und Tier und kann oft mein Glück kaum fassen, so etwas wunderbares erleben zu drüfen. Ich lerne die Freundschaften zu schätzen und muss trotzdem immer wieder schwierige Situationen durchleben - das ist selbstverständlich. Besonders schwer ist es manchmal, mich einerseits zu integrieren, andererseits aber auch den kritischen Blick zu bewahren und mir selbst treu zu bleiben. Vor allem wenn es um Umweltdiskussionen geht.

Die Natur um mich herum, die Weite der Landschaft, die bilderbuchartig gezeichneten Hügelketten, die unbekannten und unzähligen verschiedenen Pflanzen, Geräusche und Gerüche sind einfach nur toll und wunderschön für mich. Und trotzdem sehe ich, wie die Menschen hier keine andere Wahl zu haben scheinen, als immer weiter Stücke dieses Paradieses zu zerstören. Diese Welt vor unserer Haustür ist ein kleines Naturwunder und ich wünsche mir so sehr, dass wir sie alle gemeinsam so gut beschützen können, dass auch unsere Kinder und Enkelkinder und deren Kinder und so weiter, sie eines Tages noch in dieser Art bewundern können.

Manchmal fällt es mir hier schwer, nach meinem Gewissen zu handeln - denn oft erfordert dieses Handeln mehr Nachdenken als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Ich möchte nicht einfach "natürlich!" sagen und es dabei belassen, sondern weiter denken, kritisieren und wertschätzen. 

All diese Fürbitten gelten noch immer für mich - und dabei denke ich nicht mehr nur an die Umwelt, die ich aus Deutschland kenne, sondern auch an mein zweites Zuhause auf einem anderen Kontinent.


Die legendären "Spätzle" :-)
Knabberzeug wird auch selbst gemacht.

So, nach diesem kleinen Ausflug in meine persönliche Lebensphilosophie, um euch zu zeigen was mich hier innerlich zum Beispiel so beschäftigt, erzähle ich noch schnell vom restlichen Sonntagnachmittag. 

Nach dem Gottesdienst am Morgen gab es wieder leckere Pfannkuchen, die wir zusammen mit Ivolyn, ihrem Neffen und ihrem Baby Sarah (, welches natürlich noch nicht mitaß:-) verspeisten. Ivolyn, eine kamerunische ehemalige Reversefreiwillige war zu Besuch gekommen um mit uns zu erzählen, uns willkommen zu heißen und uns Tipps zu geben, was sie als am seltsamsten und schwierigsten bei ihrem Aufenthalt in Deutschland erachtet hatte. 
Nachdem unser Besuch wieder gegangen war, wollten wir eigentlich noch Essen für die nächsten Tage einkaufen. Aber der plötzlich einsetztende Starkregen verhinderte unser Vorhaben und so, blieben wir zu Hause. Statt der geplanten Pizza bei Edwin im Coffeeshop unten an Squares, kamen an diesem Abend dann selbstgemachte Spätzle auf den Tisch - ein neues Küchenexperiment, was wir unbedingt wiederholen müssen :-)




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This Monday we were visited by some boys from the youth center and played a Ludo-game with them that we had prepared out of a normal paper. It was great fun and we had a nice afternoon. 
The rest of the week was a normal week of work. I really like working with the children, even if it can be very hard from time to time.
Friday afternoon the DYC (Diocesan Youth Counselor) meeting started, where all the youth counselor of the diocese came together and told each other about the church activities that are proposed for the youths in their parishes. In the evening Ezechiel brought us home and we were very happy, that we did not have to take part in this meeting the whole evening long, because - as we recognized the day after - it just stopped in the middle of the night. 
The rest of the weekend was used to clean and wash our house again - this time just by Christina and me. We had to overcome a very difficult work for me: to get rid of our rubbish. One year ago I wrote some texts for a youth mass in my parish at home. The theme of the mass was "creation" and I really had a lot of ideas and energy to encourage myself to be a good protector of the environment. Now, I have to see that problems with environmental protection for some people are not just a question of being engaged or lazy, but a reality in life they have to face every day.
On Sunday, Ivolyn came to visit us. She was a former volunteer from the diocese of Kumbo coming to Limburg to pass a year of voluntary service in Germany. She told us a lot about her experiences and we could learn so much from her.
In the afternoon we actually wanted to go food shopping, but it started raining very, very hard - so we decided to stay at home. Instead of the planned pizza at Edwins coffeeshop down at squares, we prepared Spätzle - a new kitchen experiment that has to be repeated very soon :-)











5 Kommentare:

  1. Ach Elisabeth, das mit der Umwelt ist so eine Sache, die man sich leisten können muss. Wir haben alle Möglichkeiten, den Müll zu trennen und wieder zu verwenden. Und auch da gibt es noch Diefizite. So wie Du es erzähltst, war es in meiner Kindheit. Biomüll kam auf dem Misthaufen, alles andere wurde im Herd verbrannt. So war eine Mülltonne überflüssig. Du musst Dich dort einfügen und versuchen, das Beste draus zu machen. Ich grüße Dich Oma

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    1. Hallo Oma,
      ja, dass stimmt...in gewisser Weise bleibt uns nichts anderes übrig, aber trotzdem möchte ich mir Mühe geben so gut es geht mit der Umwelt bewusst umzugehen.
      Ich finde wir haben es da wirklich gut in Deutschland was die Mülltrennung betrifft und es lohnt sich so sehr das auch zu nutzen und das Beste daraus zu machen :-)

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  2. Elli, das hat mich sehr berührt, die Fürbitten in diesem Zusammenhang wieder zu lesen. Vielleicht besonders daher, weil zu diesem Zeitpunkt keiner wirklich wusste, dass es auch dich in die "große weite Welt" verschlagen würde...
    Ich schätze unsere Freundschaft sehr und glaube fest daran, dass sie durch die unterschiedlichen Erfahrungen, die wir alle in dem verschiedenen Ländern unserer Erde machen dürfen, noch stärker wird!!
    Fühl dich gedrückt <3

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