Montag, 25. September 2017

Das Leben ist schön :-)

04.09. - 10.09.2017

Am Montag dieser Woche nahm uns Father Franklin mit auf die Beerdigung einer Ordensschwester in Shisong. Das war unsere erste kamerunische Beerdigung - und es war wirklich sehr spannend und anders als wir es aus Deutschland kannten.
Erstmal lässt sich sagen, dass wir eine ganze große Kirche voller Menschen vorfanden, die alle zur Trauerfeier kamen. Hier ist es üblich, dass jeder, der etwas mit einer Person verbindet, zu dessen Beerdigung kommt - und das sind dann, vor allem bei Geistlichen, entsprechend viele Menschen. Nach einem wunderschönen Gottesdienst, in dem wieder viel gesungen, dieses mal aber wenig getanzt wurde, ging es in einer langen Przession aus der Kirche heraus auf den Friedhof. In Shisong werden alle Schwestern beerdigt, an der Kathedrale in Squares die Priester. Über dem Friedhof hingen bunte Girlanden und alle Menschen drängten sich um das bereits ausgehobene Grab. Auch Musikinstrumente (Trommeln vor allem) wurden mit auf den Friedhof genommen. Leider konnten wir nicht beobachten, was genau geschah, aber Brother Ruben - ein Seminarist, der ein Jahr bei Father Franklin in der Jugendarbeit Erfahrungen sammelt und von vielen liebevoll "Bro" genannt wird - erklärte uns die Vorgänge so gut es geht. Er fragte uns außerdem, wie Beerdigungen in Deutschland ablaufen würden und konnte kaum verstehen, dass es sehr schwer für uns sein würde, unseren Freunden und Verwandten richtig zu erklären, was es bedeutet die Menschen hier auf den Gräbern tanzen zu sehen.


Der Boden hier in Kumbo ist relativ locker und es regnet sehr viel (in der Regenzeit). Um zu vermeiden, dass der Boden auf dem Friedhof einsinkt und die Gräber zerstört, wird die Erde über dem Sarg (man beerdigt hier Menschen nur in Särgen, nicht verbrannt in Urnen) von jungen Männern festgetreten. Um diese anstrengende Aufgabe würdevoller zu gestalten, spielen einige Menschen rhythmische Musik und das "trampeln" wird zu einem Tanz.
Anschließend wird mit allen zusammen Mittaggegessen - nicht nur Kuchen, sondern so "richtiges Essen", wie die Kameruner es nennen. Zum Abschluss bekommt meist jeder der Tradition nach ein kleines Tütchen mit gekochten Maiskörnern. Eine Beerdigung ist hier eine sehr wichtige und anstrengende Sache für eine Familie. Vieles muss bezahlt, die ganze Familie eingeladen und beherbergt, sowie für alle gekocht werden. Insbesondere wegen der Hausarbeit in Religion, die ich anlässlich meines Abiturs anfertigen musste, finde ich die Einstellung der Menschen hier zum Thema Tod sehr interessant. "Natürlich trauern wir um einen geliebten Menschen", erklärten uns schon einige, "aber wenn derjenige schon alt war, dann gibt es ja keinen Grund zum langen weinen." Für uns nicht ganz leicht nachzuvollziehen, weil ein Verlust ja immer schmerzt, aber trotzdem eine sehr schöne und dankbare Idee. Für einen alten Menschen bleibt die Familie nach der Beerdigung noch über eine Woche beisammen, um großen Respekt für den Verstorbenen/die Verstorbene zu zeigen. Aber es herrscht eher eine dankbare Stimmung - Dankbarkeit für das lange und erfüllte Leben, dass zu Ende ging. Um einen jungen Menschen wird mehr getrauert. Die Familie bleibt nicht mehr ganz so lange beisammen, da der Mensch noch keinen großen Schatz an Weisheit angesammelt hatte - trotzdem ist die Stimmung viel gedrückter. Auf dem Grab wird nicht getanzt und es wird um das junge Leben getrauert, dass sich noch nicht vollständig entfalten konnte.

Am Montag gab es außerdem einen politischen Vorfall, der weitere zwei Tage Ghost town zur Folge hatte. So blieben Christina und ich auch an diesem Dienstag und Mittwoch zu Hause. Neben dem unumgänglichen Waschen und Bügeln, kamen wir auch zu weiteren Küchenexperimenten: Ich habe das erste Mal Zimtschnecken in einer Pfanne gebacken - das hat Spaß gemacht und war lecker...fanden sogar unsere Nachbarn :-)
Alles ist möglich...

Sogar Zimtschnecken in einer Pfanne :-)




















Außerdem bekamen wir in den nächsten Tagen immer wieder Besuch von unseren Nachbarskindern, spielten gemeinsam und bauten Kartenhäuser... endlich ist mal wieder die Zeit und Gelegenheit so etwas klitzekleines im Alltag zu genießen.

Die Kinder kannten gar keine Kartenhäuser und waren sehr begeistert
...das hier ist aber mein eigens Werk :-)

Am Donnerstag ging es nach der Arbeit dann erst einmal im Regen einkaufen. Irgendwo auf dem Weg habe ich eine Tüte Erdnüsse verloren - auch wenn ich mir bis heute nicht erklären kann, wo die abgeblieben sind :-/ wirklich traurig. Aber die gibt's hier ja zum Glück an jeder Ecke zu kaufen...

Einige Tage zuvor hatte uns Cornelius, ein Freund unserer Vorgängerinnen angeschrieben und nach einem Treffen gefragt. So gingen wir am Freitagnachmittag gemeinsam mit ihm in Shisong spazieren und haben mal so richtig ausführlich über alles diskutiert. Ich fand es einen wunderschönen Nachmittag, weil es endlich kein Tabuthema gab (ansonsten oft: Drogenkonsum, Abtreibung,...) und wir nicht beim üblichen Smalltalk blieben sondern richtig in die Materie "Kulturunterschiede" einstiegen. Am Abend ging es Christina und mir wieder so gut, wie lange nicht mehr :-)

Am nächsten Tag begaben wir zwei uns zu Fuß nach Mbve um dort neue Stoffe zu kaufen uns zur Schneiderin zu bringen. Christina beauftrgte eine Bluse aus einem schön bunten Stoff und ich ein langes Kleid mit einem Muster, dass anscheinend typisch für die Region hier ist (das bekam ich aber erst später mit). Ein paar wunderbare Augenblicke konnten wir auch an diesem Samstag festhalten.

Blick von Edwins Fenster aus auf Squares
Den Sonntag verbrachten wir mit Luise, der anderen deutschen Freiwilligen, die zur Zeit in Kumbo wohnt. Wir besuchten gemeinsam die Schwestern in Romajay und lernten dort die ganz neue Schwester aus Österreich kennen. Mal wieder eine Gelegenheit mit jemand zuvor unbekannten Deutsch zu sprechen. Am Abend ging es dann zu Edwin, wo wir Berry trafen und gemeinsam Pizza aßen.
Wie hoch mein Käsebedürfnis sein kann, war mir früher nie bewusst. Vielleicht steigt Edwin irgendwann im Laufe des Jahres ja in die Käseindustrie ein und verkauft den dann sogar zu menschlichen Preisen - denn bis jetzt finden wir hier nur im Supermarkt Gauda für umgerechnet circa 8€ oder bei Edwin auf den leckeren Pizzas.
Berry brachte uns ein paar kamerunische Kartenspiele bei, die leider sehr viel mit rechnen zu tun haben. Aber wir hatten alle viel Spaß und wurden richtig satt.
Es wurde allerdings schnelle dunkler als geahnt und so mussten wir im Nachtleben Kumbos (circa um 19:30 Uhr) ein vertrauenswürdiges Bike für Luise und einen Taxifahrer für uns finden. Zum Glück trafen wir auf Leslie, einen Freund, der selbst Taxi fährt und uns gut vermitteln konnte.
Wir kamen schließlich alle gut zu Hause an.

Gari - Einmal Katzenfutter :-(
Gari - einmal lecker :-)




















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Our first Papaya
On Monday Father Franklin took us with him to a funeral of a sister in Shisong. It was our first Cameroonian funeral and we were impressed by the mass and the ceremony, which was so different from the one we knew from Germany. Brother Ruben, a seminary who accompanies Father Franklin for one year to get work experiences, explained a lot to us and could nearly not understand why it might be difficult for us to explain our German relatives the issue of dancing on the grave after the coffin is brought into the hole in the soil. But they do it in one place to celebrate the life of a person and not the death, and in another place to press the soil, because of the soft ground in this place. When the rain comes a lot of the ground would sink away, so they try to fix it, that it remains tight.

In the next two days was ghost town again because of a political incident on Monday. We washed our dresses, cleaned the house and made new kitchen experiments (this time: "Zimtschnecken" - we really liked it and our neighbors as well). A few times we got visited by our neighbor
children. These were hours of playing cards and other games and a card-house-building-contest.

On Friday we met Cornelius, a friend of the former volunteers, in Shisong for a walk. We really enjoyed this afternoon, because we could talk about such important and interesting things - not just small talk like with a lot of other people.

Saturday was the day when we bought new material in Mbve and brought it to the dress maker. Christina asked for a blouse and I liked to have a long gown.

On Sunday we met Luise,  an other German volunteer who is staying in Kumbo. Together we went to Romajay to visit the sisters and to get to know a new sister from Austria. We really enjoyed speaking German and had a good time together.
Yi ki kijun, everyone
Afterwards, we went to Edwins coffeeshop to have some pizza. Berry, who we met there, taught us some Cameroonian card games and we enjoyed to eat Edwins cheese. But everything took longer than we actually thought before. So we had to find a trustworthy bike driver for Luise and a taxi for Christina and me in the nightlife of squares (at about 19:30 o'clock). 

In the end, we find Leslie who could help us to get to know the right people who brought us home safely. 

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