Mittwoch, 21. März 2018

Abschied

21.03.2018

Hallo liebe Leser*innen, liebe Freunde und Freundinnen

Bitte verzeiht mir die lange Unterbrechung der Blogartikel auf dieser Seite. Ich glaube ich habe euch da etwas zu erklären...

Zu Beginn des Jahres haben wir angefangen im Jugendzentrum zu arbeiten. Von da an hat unser "Leben" hier so richtig begonnen. Meistens waren wir an den Wochenenden mit dem Jugendzetrum in den verschiedenen Pfarreien unterwegs, um Youth Enrichment Programs mitzuerleben, Gottesdienste zu besuchen, unsere Visa zu verlängern, oder ähnlich zeiteinnehmende Sachen zu erledigen. Unter der Woche hatten wir Chorproben, Basketball spielen mit den Schwestern aus Romajay, (endlich) unseren langersehnten Drama Club - davon werdet ihr noch erfahren :-), und an mindestens einem Tag war es dann immer notwedig Essen auf dem Markt einkaufen zu gehen. So war unser Leben hier gut gefüllt und es hat sich nur so selten Zeit gefunden Blogartikel zu schreiben. Die, die bereits angefangen sind liegen noch als Entwürfe herum und werden erst in den nächsten Tagen veröffentlicht.

Christina und ich alleine in der Feuerküche unserer Nachbarin,
ja- am Ende stand sie auch noch :-)
In den letzten zwei Wochen ging es bei uns drunter und drüber. Am Freitag, den 9. März, hat uns unsere Mentoin aus Deutschland angerufen und das langgefürchtete Thema angesprochen. Wie ich eigentlich vorhatte schon lange zu schreiben - sind fast alle Freiwilligen, die in Kumbo, Bamenda oder der Umgebung gewohnt hatten schon vor einigen Wochen aus dem anglophonen Teil geholt und an neue Arbeitsplätze im frankophonen Teil gebracht worden. Diese Vorgänge waren der politischen Krise geschuldet, von der ich ja schon häufiger berichtet habe. Die genauen Hintergründe dazu hat meine Mitfreiwillige Christina in einem sehr informativen Artikel zusammengetragen, den ich auch auf diesem Blog in den nächsten Tagen veröffentlichen werde.
Am Freitag vor zwei Wochen war es dann schließlich auch für uns soweit - das staaltiche Förderprogramm Weltwärts, unter dem die Freiwilligendienste der Diözese laufen, hat beschlossen den anglophonen Teil Kameruns für Freiwillige zu schließen. Das bedeutet, dass die Freiwilligen, die sich bisher noch dort aufgehalten haben, so schnell es geht den Teil verlassen sollen. Irgendwie scheint keiner richtig glücklich mit dieser Vorkehrung zu sein, doch auch hier kann man verstehen, wie es dazu kam.

Um dazu kurz was zu sagen: Wir fühlen uns im Moment nicht gefährdeter als in den letzten Monaten. Wir leben hier normal, gehen zur Arbeit und auf den Markt, treffen uns mit Freunden und machen das, was uns auch die letzten Monate hier im Alltag begleitet hat. Die einzige für uns spürbare Veränderung ist eine Ausgangssperre, die seit dem 11. Februar (zu dem ich auch noch etwas schreiben werde) nachts von circa 21:00 - 5:00 Uhr gilt. Aber auch das schränkt uns nicht wirklich ein, da wir sowieso meist planen in der Dämmerung nach Hause zu kommen. Uns geht es hier gut, und wir bekommen lediglich mit, wie an anderen Orten der anglophonen Region Vorfälle beschrieben werden. So kam diese Entscheidung von Weltwärts zwar nicht völlig überraschend, aber trotzdem hätten wir besonders im Moment nicht mit einer solch definitiven Nachricht gerechnet.

Zum Verabschieden gab man uns 2 Wochen, die am Freitag dieser Woche nun verstreichen. Dann müssen wir die anglophone Region spätestens verlassen.
Ich muss ehrlich zugeben, dass diese zwei Wochen eine faire Zeit sind - wir konnten die meisten unserer Freunde und Arbeitsplätze noch einmal besuchen, viele Fotos machen, Geräusche und Lieder aufnehmen und hatten heute eine wunderschöne Thanksgiving Messe, bei der auch unser Abschied gefert wurde. Zum Glück hatten wir schon auf unserem Zwischenseminar einen Themenbaustein, bei dem die Aufgabe lautete: Schreibe auf, was du noch alles tun würdest, wen man dir sagt, du hast nur noch 2 Wochen an deinem derzeitigen Wohnort. Diese Aufgabe hat mir nun wirklich geholfen.

Noch einmal zum Wasserfall,
an dem wir in unserer ersten WOche hier waren.
Trotz allem bleibt es in vielerlei Hinsicht eine traurige Angelegenheit. Wir müssen unseren Dienst hier in Kamerun 4 Monate "zu früh" beenden, und das ist wirklich ein seltsames Gefühl - es passt einfach irgendwie nicht. Der große Weltjugendtag, der hier jedes Jahr mit den Jugendlichen der Diözese gefeiert wird, steht direkt vor der Tür und auf Ostern hatten wir uns schon so lange gefreut. Am Anfang habe ich mich so leer gefühlt, weil das alles so unwirklich erscheint... aber Christina und ich haben viel und lange über die ganze Sache geredet, wir stehen in engem Kontakt mit unseren Mentoren, die ihr Bestes geben alles notwendige für uns zu organisieren. Wir haben beschlossen, so wenig wie möglich zu klagen und traurig zu sein, sondern zu versuchen, unsere letzten Tage an diesem wunderbaren Ort in jedem Augenblick zu genießen. Wir haben hier unglaublich viel gelernt und ich versuche so viele Erfahrungsschätze mit nach Deutschland zu bringen, wie ich kann.

Am Freitagmorgen werden wir mit einem Driver nach Douala fahren. Unser Flug geht nachts, sodass wir am Samstag in Deutschland ankommen werden.
Mit den Kindern spielen
Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, wie es sich anfühlen wird plötzlich wieder in Deutschland zu sein. Auf der einen Seite freue ich mich riesig auf meine Familie und meine Freunde, und auch darauf, ier aus Kamerun zu erzählen. Auf der anderen Seite wird mir das Leben in Deutschland bestimmt schwieriger vorkommen, als ich es dachte. So vieles funktioniert dort anders und wird mir seltsam erscheinen.

Ich werde jetzt wohl immer ein wenig Heimweh haben - entweder nach Deutschland, oder nach Kamerun. Die Menschen hier, die Kultur, das Leben, das Essen, das Wetter, die Musik, der Glaube, die Farben, die Berge mit der wunderschönen Natur... das alles ist ein jetzt ein Teil von mir geworden und ich wünsche mir wirklich, dass das immer ein bisschen so bleiben kann.

Wie wird es jetzt weitergehen?
Wir hatten von unserer Organisation zwei Möglichkeiten zur Wahl gestellt bekommen:
1. Wir gehen zurück in unser deutsches Zuhause und können den verbleibenden Rest des Jahres als Freiwillige einer Institution in unserer Diözese arbeiten,
ODER
2. Wir gehen für drei verbleibenden 3-4 Monate nch Sambia, um nochmal eine ganz andere Erfahrung in einem anderen afrikanischen Landes zu machen.

Christina hat sich für Sambia entschieden. Sie wird für eine Urlaubszeit von 2 Wochen nach Deutschland kommen um ihre Gedanken aufzuschreiben und sich in Ruhe auf den nächsten Auslandsaufenthalt vorzubereiten.

Ich selbst habe mich für den Freiwilligendienst in Deutschland entschieden. Momentan glaube ich, dass es wichtig für mich ist, mir die Zeit zu nehmen wieder richtig zuhause anzukommen, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, mich mit dem nächsten Jahr zu beschäftigen, anderen von meinen Erfahrungen aus Kumbo zu erzählen, mich in der Patnerschaft zu engagieren. Irgendwie ist das so ein Bauchgefühl von mir gewesen, als ich diese Entscheidung traf. Bis jetzt weiß ich noch nicht, ob das die "richtige Entscheidung" ist, aber vielleicht gibt es da auch gar keine richtige oder falsche Entscheidung. Ich bin noch nie aus einer so anderen Kultur in meine ursprüngliche Kultur zurück gekehrt, und ich würde mcih gerne ersteinaml mit dieser beschäftigen, bevor ich in eine weitere so andere eintauche. Trotzdem finde ich das Sambia nach einem super spannenden Land klingt, dass ich unbedingt in den nächsten Jahren entdecken möchte - vielleicht geht das ja bei einem Praktikum.

Ich hoffe, dass ich einiges, von dem was ich in Kamerun gelernt habe in mir bewahren kann und niemals die Lektion vergesse, dass es sich lohnt jeden Tag bewusst zu erleben, ab und zu etwas verrücktes zu machen ;-), und vor allem das Leben als Geschenk zu genießen.

Vielleicht sehen wir uns ja bald in Deutschland. Bis dahin sage ich Kumbo och Auf Wiedersehen - denn ich werde hier bestimmt sehr bald wieder hinkommen. Unser Mentor, der Jugendpfarrer von Kumbo, meinte heute in seiner Abschiedsrede (ein wenig als Scherz:-), dass wir der Diözese ja nun noch 4 Monate unserer Zeit "schulden" und, dass diese Tatsache ja auf jedene Fall Grund genug wäre wieder zu kommen.

Zum Wiederkommen habe ich unglaublich viele gute Gründe. Das mache ich sobald ich kann.

Kumbo - a place to be.

Mit dem Blog wird es folgendermaßen weitergehen:
Ich habe so viel erlebt, dass ich bisher noch nicht hier aufschreiben konnte - und das werde ich noch in den nächsten Wochen machen. Außerdem wollte ich noch meine Gedanken zu bestimmten Sachen im kamerunischen Alltag mit euch teilen und ganz besonders auch mehr über die politischen Umstände schreiben, die zu unserer Verfrühten Rückkehr nach Deutschland führt. Also wenn ihr interessiert seid, ihr seid weiterhin als Leser*innen herlich willkommen und ich freue mich, meine Erfahrungen mit euch zu teilen.