Dienstag, 1. August 2017

Wenn das Wasser vom Himmel fällt...

Auf dem Weg zu Squares...wir hatten keine Ahnung,
was der Tag wohl bringen mag ;-)
24.07.2017

Am Montagmorgen konnten wir ausschlafen. Kein Gottesdienst um 6:30 Uhr und auch kein Omelette zum Frühstück :-) Aber da die Eier ja trotzdem wegmussten (dachten wir zumindest damals noch) gabs Armeritter.

Nach dem gemütlichen Frühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu Squares (Platz in der Mitte Kumbos). Natürlich regnete es, woran wir zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht ganz so gewöhnt waren und was uns den Tagesablauf zu Beginn etwas komplizierter gestaltete. Von dort aus nahmen wir später ein Bike (Unsere erste Bike-Taxifahrt in Kumbo ... ich bin mir ziemlich sicher, dass der Bikefahrer das gemerkt hat) und fuhren nach Shisong. Mit unseren ersten (und extrem leckeren) "normalen" Bananen hierzulande wurden wir von Barry, Amelia und Victor begrüßt. Victor und Amelia sind spanische Freiwillige, die den letzten Monat hier in Kumbo verbracht und in verschiedenen Projekten gearbeitet haben. Leider blieb uns seit diesem Montag nur wenige Tage zusammen, weil sie schon bald weiter in eine andere Stadt Kameruns aufbrechen wollten.

Mushroom - Züchtung
Selbstgepflückt und essbereit.
















Barry hatte uns alle vier eingeladen, seine Arbeitsstelle "Greencare" zu besuchen. So durften wir die selbstgerechten
Biokerzen bewundern, uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen beim Geruch des Biohonigs, die Pilzzucht entdecken und in der Baumschule hinter dem Haus Pflanzen bewundern, die wir noch nie so nah und detailliert betrachtet hatten. Dann ging es aber schon bald weiter zu unserem eigentlichen Ausflugsziel:
Der Wasserfall in Shisong.

Ich weiß nicht wie ich dieses Erlebnis beschreiben soll.

Es war unglaublich.

Das ich so etwas Schönes mal erleben darf,
hätte ich vor 6 Monaten nie geahnt
Auf dem Weg dorthin gingen wir durch (wirklich) hohe Maisfelder und als wir kurz vor dem Wasserfall waren, befanden wir uns im Urwald. Ich versuche es euch zu beschreiben:

(!Achtung: es kann sein, dass ich den folgenden Absatz etwas romantisiere und nicht ganz so objektiv schildere, wie ich es eigentlich vorhabe - aber es war einfach überwältigend für mich)

Alles um uns herum war verschieden grün und saftig. Von Bananenstauden, über sämtliche Palmen und Blüten und Moosen und Bäumen und Farnen war alles ein Gesamtkunstwerk der Natur. Wir haben eine verfallene Holzhütte entdeckt, kletterten durch das Geäst und beobachteten faszinierende Insekten. Barry und ein Freund von ihm, der uns ebenfalls begleitete, amüsierten sich total an unserer Begeisterung und hatten viel Spaß daran uns die extreme Schönheit der Natur hier zu zeigen.
Am Wasserfall angekommen war mein erster Höhepunkt meiner bisherigen Zeit in Kumbo erreicht. Die Naturenergie die von dem Wasserfall ausging kann ich leider nicht beschreiben - ***********.
Aber ich habe versucht mal meine Sinne einzeln zu betrachten: also...
Sehen: das erkennt ihr vielleicht ansatzweise auf dem Foto. Groß und kräftig und steinig und bunt.




Christina, Berry und Ich

Riechen: Frisches Wasser und lebendige Natur, aber auch wieder ein wenig von der stickigeren Hitze aus Duala
Tasten/Fühlen: NASS, ich weiß nicht, warum wir an dem Morgen geduscht hatten - hätten wir uns auch sparen können. Und eindeutig Mückenstiche (Diejenigen, die meinten, es gäbe hier keine Mücken, haben diese paar wohl vergessen;-) aber bis heute sind wir noch nicht krank geworden)
Schmecken: Glück, die letzten Reste der besten Banane der Welt
Hören: ein sehr lautes rauschen, die Stimmen von Leuten, die schon sehr bald richtig gute Freunde für mich sein würden.


Nachdem wir uns vom Wasserfall losgerissen hatten, gingen wir alle zusammen zu Fuß nach Kumbo zurück. Auf dem Weg wurden sehr interessante Diskussionen geführt, z.B. über die Müllentsorgung hier. Es gibt hier nämlich praktisch keine geregelte Müllentsorgung.
Das ist etwas, mit dem ich bestimmt das ganze Jahr über kämpfen muss. Den Biomüll schmeißt man ins Feld hinters Haus - okay, kein Problem. Den Papiermüll schmeißt man ins Feld hinters Haus - naja, Papier verrottet ja relativ schnell, das geht noch einigermaßen. Den Plastikmüll schmeißt man ins Feld hinters Haus - das bekomme ich nicht hin. Nicht nachdem ich in den letzten Jahren so viel über Umweltschutz und Müllentsorgung und ähnliches nachgedacht habe. Langsam quillt unser Plastikmüll aber wirklich über und wir müssen schauen, was wir damit nun machen. Irgendeine Lösung muss es ja für uns geben...mal sehen.
Auf jeden Fall kamen wir auf dem Rückweg am Eingang des Palastes vorbei. Ja, richtig gelesen :-) Hier gibt es einen Palast mit einem König (den nennt man Fon). Bis jetzt haben wir noch nicht so viel von ihm mitbekommen, aber bestimmt werden wir früher oder später noch mehr von ihm sehen und hören. Vor dem Palast erklärte uns Barry an Hand einiger Wandzeichnungen die Geschichte des Nso-Volkes (der hier ansäßige Clan; Sprache: Lamnso'). Das ging von der ersten metaphorischen Abspaltung einiger Völker über diverse Fons und ihre Stämme, bis zur Kolonialisierung durch Deutschland und später Frankreich und England. Zur Kolonialisierung in Zusammenhang mit der Politik hierzulande und zur Kultur wird es jeweils noch einen extra Blogbeitrag geben. Es ist aber vielleicht jetzt schon zu sagen, das es zwei komplett getrennte politische Strukturen in den Städten hier gibt: die politische Struktur der Landesregierung, die allerdings der kulturellen Regierung des Fons unterstellt ist.
Vor dem Palast sahen wir dann zum ersten Mal Jujus aus der Nähe. Was genau sie verkörpern ist uns noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall begleiten viel Männer einen tanzenden Juju, ein Mensch der eine Verkleidung trägt, die das Gesicht komplett verdeckt. Ich glaub, es hat etwas mit der Ahnenverehrung zu tun, bin mir aber noch nicht ganz sicher. Barry erklärte uns, dass wir uns ducken müssen, wenn die Jujus kommen, da das ein Zeichen von Respekt ist - dazu auch noch mehr in dem Extra Kultur-Beitrag.
Der Tag wir wunderschön und ein guter Start in die neue Woche, in der wir nun Lamnso' Unterrricht haben würden. Vielleicht wundert sich nun der ein oder andere, warum der Unterricht nicht schon am Montag begann... Das liegt an dem wöchentlichen Ghosttown-Streik den viele Menschen hier durchhalten. Alles liegt lahm an jedem Montag (auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entspricht, denn einige Geschäfte haben auf und Bikes fahren trotzdem). Und auch die Geschäfte und Dienstleister, die noch im Alltag sind, erscheinen in anderer Weise als an den restlichen Tagen der Woche.
Die selbstgepflückten Pilze bekamen wir geschenkt, und aßen sie zum Abendessen.

Keine Angst - alle haben überlebt. Hat gut geschmeckt:-)

Am Abend vielen wir wirklich müde und sehr glücklich ins Bett. Und seitdem freue ich mich wirklich auf jeden neuen Tag :-)



Entdeckung der Pilze!
Discovering of the mushrooms
PS: Weil so schön war...hier noch ein paar mehr Bilder von diesem Tag:-) It was great!!!
Die Hütte ganz aus Holz - Achtung: einsturzgefährdet.
Wir Habens heraus gefunden :-/
Wie ein großes Zelt aus Blättern und Zweigen
"Royal Waterfall" - verdienter Name
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For my Spanish and all kinds of English speaking friends,
How fascinating nature can be...
I try to sum up the article in some short sentences. I hope you are not so disgusted by my English writing.
My first monday in Kumbo started with a late breakfast and then our first bike trip in Kumbo going to Shisong. When we finally arrived (sorry, for being late :-/ ) we got to taste the most delicious bananas on earth - maybe one has to say, that these were our first Cameroonian bananas at all. Then we visited Greencare, an environmental friendly project to harvest mushrooms, honey, create wonderful candles and to grow a lot of (for us) exotic plants and trees. It was very interesting to hear a lot about the greencare peoples aim to produce good and natural products without haring the nature.
Finally, we went to the waterfall of Shisong - and it was absolutely great. I don't know how to describe the power and energy of nature, that someone could feel while standing next to such a natural piece of art. And in addition to that, I could share this moment with a lot of people who would soon get some really good friends. Thank you, for this day:-)
On our trip back home (by feet), we had an interesting discussion about rubbish recycling or not. I recognized that it is quiet hard to just throw all your rubbish (even plastics) in the fields without paying attention on the material. When we passed the palace place of Kumbo we saw our first real Jujus. Until now, I'm not really sure what the Jujus are really, but I try to find it out in the next times.  Before that, Berry explained us a lot about Kumbos history and annexation.
In the end of the day, we fell tired but really happy in our beds. Since this day, I am really looking forward to every new day.

:-)




5 Kommentare:

  1. Es ist Wahnsinn, was Ihr so alles erlebt. Das wird Euer ganzes weitere Leben prägen. Aber bitte passt auf beim Essen von Pilzen und im Umgang mit den Mücken. Da habe ich schon ein wenig Angst um Dich. Sei gegrüßt Oma B.

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    1. Ja, wir geben uns viel Mühe. Aber im "normalen Umfeld" hier sind tatsächlich nicht so viele Mücken, eher bei solchen "extremeren Sachen" ;-) aber bis jetzt sind wir topfit.

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  2. Das klingt so unendlich schön.... Danke, dass du uns daran teilhaben lässt. Ich wünsche euch weiterhin viele ganzheitliche Erfahrungen. Liebe Grüße

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  3. Wow das sieht cool aus🙈👍🏻Viel Spaß euch😘

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