Freitag, 15. Dezember 2017

Die Ruhe vor dem Sturm

25. - 30.9.2017

Die Ruhe vor dem Sturm...
Diesen Titel möchte ich ganz zu Beginn erklären und dazu auch schon etwas zu den folgenden Posts sagen.
Kennt ihr das, wenn ihr in den Himmel schaut und sich dort ein Gewitter zusammen braut? So dunkle Wolken, die sich verdichten und eine Stille, die zwar ziemlich friedlich aber irgendwie seltsam verdächtig ist? - das ist jetzt ziemlich metaphorisch gesprochen, aber vielleicht kann ich so meine Eindrücke dieser Woche ganz gut darstellen.
In den folgenden Posts werden immer wieder Berichte der politischen Situation hier in Kumbo und meiner persönlichen Wahrnehmung auftauchen. Bitte lest diese Abschnitte nicht leichtfertig! Wir haben keinen richtigen, vertrauenswürdigen Nachrichtensender als Informant, sondern nur jegliche Erzählungen und Zeitungsartikel. Oft werden die Geschehnisse emotionalisiert, verharmlost oder dramatisiert weitergegeben. Die "Wahrheit" ist so fast ungreifbar.
Auch ich habe hier Freunde gefunden, die hart von der Krise betroffen waren und kann deshalb, auch wenn ich mich natürlich bemühe, nicht garantieren, dass meine Texte frei von persönlichen Wertungen und Emotionen sind. Um einen guten Überblick über die Lage zu bekommen, bitte ich euch, euch weitergehend zu informieren. Hier sind einige Links zu Artikeln und Seiten, die euch weiterhelfen können:

Weltkirche Bistum Limburg - Partnerschaft mit Kumbo

Friedrich-Ebert-Stiftung / Referat Afrika

katholisch.de Kamerun Konflikt

Jetzt aber erstmal wieder etwas zu meinen Erlebnissen dieser Woche...

Montag und Dienstag waren Ghosttown Tage. Die Tage, an denen der Ghosttown-Streik ausgerufen wurde, schienen sich immer wieder zu vermehren. Viele Leute - besonders die Menschen, die ihre Lebensmittel auf den Märkten verkaufen müssen, um Geld zum Überleben zu verdienen - waren von den langen Streikperioden stark betroffen. Oft waren wir uns gar nicht so sicher, ob wir Zuhause bleiben oder zur Arbeit gehen sollten, aber dank unserer lieben Freunde und Arbeitgeber wurden wir meistens so rechtzeitig informiert, dass sich der Morgen schlafend im Bett noch ausdehnen ließ.
Ivolyns Haus in Mbiame
So sieht ein Gottesdienst Zuhause aus...
Am Mittwoch unternahmen wir einen richtigen Ausflug. Wir waren von Ivolyn - einer ehemaligen Reversefreiwilligen - zur Taufe ihrer kleinen Tochter Sarah nach Mbiame eingeladen worden. Mbiame ist ein Dorf mit einstündiger Bike-fahrt-Entfernung, die wir im Morgengrauen zusammen mit Flora antraten. Ja, wir waren tatsächlich für eine Stunde 4 Leute auf einem Bike - das war kuschelig :D. Der Gottesdienst wurde im Haus von Ivolyns Familie abgehalten, in dem sich ihre SCC (Small Christian Community) oft trifft. Die Taufe selbst hatte dann aber ziemlich viel Ähnlichkeit mit einer Taufe, wie ich sie aus Deutschland kenne.


Bis auf die Tatsache, dass den Gästen nach dem Gottesdienst, also circa um 7:30 Uhr Fufu, Njama Njama und Reis serviert wurde - es gab Zeiten, da konnte ich um diese Uhrzeit nicht mal eine ganze Scheibe Brot essen... aber geschmeckt hat es schon. Nachdem wir schließlich noch eine Verwandte von Flora besucht hatten ging es dann auf den Rückweg nach Kumbo - natürlich wieder auf dem Bike. Leider regnete es... erst leicht...dann in Strömen, und wir hatten echt Glück, dass Floras Schwager (unser Bike driver) so erfahren mit den Straßen und dem Regen umgehen konnte. Trotzdem haben wir irgendwann eine Pause eingelegt um uns etwas aufzuwärmen und den schlimmsten Regen vorbei ziehen zu lassen. Also so hatten wir uns das zumindest ursprünglich vorgestellt. Dieser Nachmittag war beeindruckend für mich... Wir klopften an eine fremde Haustür um uns vor dem Regen zu verstecken. Sofort bekamen wir Stühle angeboten. Wir blieben an der Tür sitzen und schauten nach draußen in das fallende Wasser. Bald schon brachte die eine Tochter der Familie Passionsfrüchte, die wir genießen konnten. Und etwas später saßen wir dann alle in der Feuerküche der Familie zusammen, tranken vom Vater zubereiteten Thymian-Tee und aßen geröstete Maiskolben. Und so wurde unser Besuch immer länger und länger. Schließlich mussten wir doch noch im Regen die letzten Kilometer nach Kumbo bestreiten, weil es im Dunklen noch unangenehmer geworden wäre. Eine so gastfreundliche Familie habe ich aber bisher noch nirgendwo angetroffen. Es kann nicht leicht sein, vier Fremde einfach in sein Haus einfallen zu lassen, oder?
Fast zum schwimmen geeignet.
Am Donnerstag ging es dann wieder auf die Arbeit, und trotzdem schien die politische Spannung immer ernster zu werden. Am Abend bekamen wir eine Mail von der deutschen Botschaft, in der wir auf den Konflikt und nötige Vorsichtsmaßnahmen hingewiesen wurden. Dieser Brief brachte uns dann doch ernsthaft zum denken.
Als ich am darauffolgenden Tag morgens nach Shisong auf die Arbeit fuhr, sah ich tatsächlich viele Soldaten an Squares. Es war zwar alles friedlich, aber trotzdem hatte ich ein seltsames Gefühl, als ich an diesem Szenario vorbei fuhr. Abends waren dann noch Annika und Lisann (zwei Freiwillige der evangelischen Kirche hier in Kumbo) bei uns zum Kuchen und Zimtschnecken backen. Es hat echt viel Spaß gemacht und sooo lecker geschmeckt :-) ... schade nur, dass die beiden schon so früh gehen mussten - aber gegen die Dunkelheit kann man hier halt nicht viel machen.
Im Laufe der Woche wurden wir für das "politisch kritische Wochenende" zu den Sisters nach Romajay eingeladen. Also packte wir am Samstag nach einem ausgiebigen Brunch-Frühstück unsere kleinen Rucksäcke und begaben uns zu Fuß auf den Weg nach Romajay. Irgedwie kam es uns ungewöhnlich leise auf dem Weg durch die Stadt vor, leiser sogar als an Ghosttown Tagen. Wir waren allerdings total entspannt und genossen es, einmal nicht ständig angequatscht oder hinterher gerufen zu werden. Erst in Romajay trafen wir eine Mentorin einer anderen Freiwilligen in Kumbo, die uns berichtete was für ein Chaos bereits in der letzten Nacht hier passiert ist. Dazu gehören Tränengas, Provokationen beider Seiten, Verletzte, ...
Uns ging es aber sehr gut und wir genossen die freundliches Willkommensgesten der Schwestern sehr. Unser Aufenthalt in Romajay war super interessant und toll, aber dazu im nächsten Post mehr ;-)

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REAL Food in the morning
In the beginning of this post, I want to direct your attention to the political problems that might appear in my description of the next weeks more often. Even if I try my best, I won't be able to tell the "truth" about these happenings. My friends were hidden by the crisis hard as well, and I should tell you that it is not very easy to write completely emotional neutral when you think of your friends (or anyone) suffering. So, I beg you to look for some information about the crisis on several Internet sites, in newspapers and maybe TV Shows. Please, form your own mind!

Monday and Tuesday were ghost town days (they got more and more every week), but on Wednesday we went to visit Ivolyn (a former reverse volunteer) for the baptism of her baby child Sarah. The baptism took place in their house with some friends and their SCC (Small Christian Community). Except the fact that we were given Fufu, Njama Njama and Rice to eat after mass - at about 7:30 am.
Thursday was a normal working day, but on Friday we had some nice cooking/baking experiences with Annika and Lisann - two other German volunteers - in our place.
Just on Saturday afternoon, when we went to Romajay to spend some days with the sisters of the Convent situated there, we recognized that the struggle already started. The first of October was going to come and provocations on both sides already started (teargas, beatings, ...)
Anyway, we were so welcome in Romajay and the sisters made us feel very comfortable from the first minute on.
















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