Nachdem wir an unserem Anreisetag nur noch abends schnell im dunklen etwas unsere Sachen eingeräumt, geduscht und uns dann in die Betten gelegt hatten, wussten wir am Morgen nicht, was uns an diesem Tag erwarten würde. Das ging uns übrigens häufiger so in den ersten Tagen - und für mich, die zwar selbst nicht gerade das organisierteste Leben führt, aber dennoch wert darauf legt, zu wissen was als nächstes passiert, war dieses Gefühl der Ahnungslosigkeit und des "in-den-Tag-hineinlebens" am Anfang doch schwerer als gedacht.
Der sogenannte "Kulturschock", vor dem ich mich eigentlich ziemlich sicher glaubte, trat dann doch immer mal wieder auf. Es war nie so, dass ich gerne sofort nach Hause wollte, aber manchmal fühlte ich mich einfach überfordert und hätte so so gerne mal meine Familie in den Arm genommen oder ein paar Freunden in die Augen geschaut.
Wie ihr aber mitbekommen werdet, haben Christina und ich unsere Anpassungsgabe stets ausgebaut und manchmal wundern wir uns inzwischen sogar darüber, dass wir uns nicht mehr wundern :-)
Der erste Tag in Kumbo, der Freitag (21.07.) war gleichzeitig auch mein 19. Geburtstag. Vielleicht war es auch deshalb ein bisschen schwer für mich in den ersten Tagen. Insgesmt war der Tag aber so "normal", wie ein erster Tag in einer fremden Stadt in einem fremden Land in dem man nun für ein Jahr wohnen soll, sein kann. Geburtstage feiert man hier nicht, zumindest nicht die von Erwachsenen.
Am Morgen, als ich aufwachte, packte ich das kleine Geschenk, dass ich am Vorabend in meiner Tasche gefunden hatte, aus und genoss die Möglichkeit trotz der weiten Entfernung von meinem Papa, meiner Mama und meinen Schwestern die Geburtstagstraditionen unserer Familie erleben zu kommen.
Mit Toni's Buch, Bonbons, ein paar Kerzen und einem Musik-mach-Ding wie zu Hause kann der Tag ja nur schön beginnen:-) Danke, ihr Lieben <3 |
Was uns auf jeden Fall seit dem durchgängig begleitet, ist die Tatsache, dass wir rund um die Uhr irgendwie von Priestern oder Schwestern umgeben sind. Alle sind aber super freundlich, hilfsbereit, aufgeschlossen und echt witzig.
Nach dem Frühstück sind wir noch hier und dorthin Father Franklin hinterher gelaufen und er hat uns einige Orte gezeigt und Menschen vorgestellt, die wir seit dem häufiger treffen. Das wären zum Beispiel Father Olliver (der Finanzsekretär), Ezechiel (Mitarbeiter des Jugendzentrums), Edwin (Coffeeshop-Bestitzer, Anlaufstelle für alle europäischen Freiwilligen, die sich zum Beispiel nach einer Pizza sehnen) und Kenneth (Shopbesitzer, bei dem man so ziemlich alles bekommen kann, was man braucht).
Dann hab ich doch noch sozusagen ein Geburtstagsgeschenk bekommen: Wir haben unsere SIM Karten gekauft und konnten endlich in Kontakt mit unserer Familie und unseren Freunden gehen. Auch wenn Christinas Handy die neue SIM Karte zu Beginn noch nicht ganz so gut leiden konnte, waren wir dann immerhin durch mein Handy ein wenig nach Detschland verbunden.
Als wir am Nachmittag zurückkamen, wussten wir erst einmal nicht ganz genau, was nun passieren sollte und Father Franklin meinte nur, er würde später wieder zurückkommen.
Aber schon bald klopfte die erste Nachbarin (Edith) an unsere Tür und setzte sich zu uns ins Wohnzimmer. Sie ist eine sehr freundliche und hilfsbereite, junge Mutter mit zwei kleinen Kindern, die wir inzwischen fast täglich beherbergen. An diesem Abend wurden wir von Edith zum essen eingeladen - erst wollte sie es uns nach dem kochen herüber bringen, aber dann haben wir uns zu ihr gesetzt und zugesehen, wie sie draußen vor dem Haus auf dem offenen Feuer kochte. Die Familie von Edith hat unseres Wissens nach keine Küche so wie wir eine haben und generell zur Zeit auch nicht so viel Geld, als dass sie es sich leitsen könnte noch die halbe Nachbarschaft durchzufüttern und trotzdem wurden wir an diesem Tag eingeladen. Es war eine große Ehre für uns und wir haben uns wirklich sehr, sehr darüber gefreut diese Familie etwas besser kennenlernen zu dürfen.
Übrigens: An dem Abend gab es Bohnen mit Plantaines (Kochbananen) und es war echt lecker. Ich habe eine ganze kamerunische Portion geschafft (und die sind wirklich riesen riesen groß) und sogar trotz der Bohnen keine Tablette einwerfen müssen. Mein Magen ist leider noch nicht ganz so ans kamerunische Essen gewöhnt, aber Schritt für Schritt wird das bestimmt...
Father Franklin kam dann doch nicht mehr an diesem Abend, aber uns ging es echt gut und wir haben uns mit Tschenlampenhilfe bettfertig gemacht. Auch an diesem Abend gab es keinen Strom bei uns. Mein 19. Geburtstag war ein sehr besonderer: Ich habe gemerkt, was es bedeutet, wenn alles anders ist. Und ich habe gemerkt, wie anstrengend es für mich sein kann Zeit zu haben, wenn ich nicht daran gewöhnt bin. Und ich habe gemerkt, wie wunderbar und schön es ist, wenn einen dann liebe Menschen aufnehmen und einen ganz besonderen, tollen Abend schenken. :-)
❤️❤️❤️Hab dich lieb
AntwortenLöschenIch dich auch <3
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