Mittwoch, 21. März 2018

Abschied

21.03.2018

Hallo liebe Leser*innen, liebe Freunde und Freundinnen

Bitte verzeiht mir die lange Unterbrechung der Blogartikel auf dieser Seite. Ich glaube ich habe euch da etwas zu erklären...

Zu Beginn des Jahres haben wir angefangen im Jugendzentrum zu arbeiten. Von da an hat unser "Leben" hier so richtig begonnen. Meistens waren wir an den Wochenenden mit dem Jugendzetrum in den verschiedenen Pfarreien unterwegs, um Youth Enrichment Programs mitzuerleben, Gottesdienste zu besuchen, unsere Visa zu verlängern, oder ähnlich zeiteinnehmende Sachen zu erledigen. Unter der Woche hatten wir Chorproben, Basketball spielen mit den Schwestern aus Romajay, (endlich) unseren langersehnten Drama Club - davon werdet ihr noch erfahren :-), und an mindestens einem Tag war es dann immer notwedig Essen auf dem Markt einkaufen zu gehen. So war unser Leben hier gut gefüllt und es hat sich nur so selten Zeit gefunden Blogartikel zu schreiben. Die, die bereits angefangen sind liegen noch als Entwürfe herum und werden erst in den nächsten Tagen veröffentlicht.

Christina und ich alleine in der Feuerküche unserer Nachbarin,
ja- am Ende stand sie auch noch :-)
In den letzten zwei Wochen ging es bei uns drunter und drüber. Am Freitag, den 9. März, hat uns unsere Mentoin aus Deutschland angerufen und das langgefürchtete Thema angesprochen. Wie ich eigentlich vorhatte schon lange zu schreiben - sind fast alle Freiwilligen, die in Kumbo, Bamenda oder der Umgebung gewohnt hatten schon vor einigen Wochen aus dem anglophonen Teil geholt und an neue Arbeitsplätze im frankophonen Teil gebracht worden. Diese Vorgänge waren der politischen Krise geschuldet, von der ich ja schon häufiger berichtet habe. Die genauen Hintergründe dazu hat meine Mitfreiwillige Christina in einem sehr informativen Artikel zusammengetragen, den ich auch auf diesem Blog in den nächsten Tagen veröffentlichen werde.
Am Freitag vor zwei Wochen war es dann schließlich auch für uns soweit - das staaltiche Förderprogramm Weltwärts, unter dem die Freiwilligendienste der Diözese laufen, hat beschlossen den anglophonen Teil Kameruns für Freiwillige zu schließen. Das bedeutet, dass die Freiwilligen, die sich bisher noch dort aufgehalten haben, so schnell es geht den Teil verlassen sollen. Irgendwie scheint keiner richtig glücklich mit dieser Vorkehrung zu sein, doch auch hier kann man verstehen, wie es dazu kam.

Um dazu kurz was zu sagen: Wir fühlen uns im Moment nicht gefährdeter als in den letzten Monaten. Wir leben hier normal, gehen zur Arbeit und auf den Markt, treffen uns mit Freunden und machen das, was uns auch die letzten Monate hier im Alltag begleitet hat. Die einzige für uns spürbare Veränderung ist eine Ausgangssperre, die seit dem 11. Februar (zu dem ich auch noch etwas schreiben werde) nachts von circa 21:00 - 5:00 Uhr gilt. Aber auch das schränkt uns nicht wirklich ein, da wir sowieso meist planen in der Dämmerung nach Hause zu kommen. Uns geht es hier gut, und wir bekommen lediglich mit, wie an anderen Orten der anglophonen Region Vorfälle beschrieben werden. So kam diese Entscheidung von Weltwärts zwar nicht völlig überraschend, aber trotzdem hätten wir besonders im Moment nicht mit einer solch definitiven Nachricht gerechnet.

Zum Verabschieden gab man uns 2 Wochen, die am Freitag dieser Woche nun verstreichen. Dann müssen wir die anglophone Region spätestens verlassen.
Ich muss ehrlich zugeben, dass diese zwei Wochen eine faire Zeit sind - wir konnten die meisten unserer Freunde und Arbeitsplätze noch einmal besuchen, viele Fotos machen, Geräusche und Lieder aufnehmen und hatten heute eine wunderschöne Thanksgiving Messe, bei der auch unser Abschied gefert wurde. Zum Glück hatten wir schon auf unserem Zwischenseminar einen Themenbaustein, bei dem die Aufgabe lautete: Schreibe auf, was du noch alles tun würdest, wen man dir sagt, du hast nur noch 2 Wochen an deinem derzeitigen Wohnort. Diese Aufgabe hat mir nun wirklich geholfen.

Noch einmal zum Wasserfall,
an dem wir in unserer ersten WOche hier waren.
Trotz allem bleibt es in vielerlei Hinsicht eine traurige Angelegenheit. Wir müssen unseren Dienst hier in Kamerun 4 Monate "zu früh" beenden, und das ist wirklich ein seltsames Gefühl - es passt einfach irgendwie nicht. Der große Weltjugendtag, der hier jedes Jahr mit den Jugendlichen der Diözese gefeiert wird, steht direkt vor der Tür und auf Ostern hatten wir uns schon so lange gefreut. Am Anfang habe ich mich so leer gefühlt, weil das alles so unwirklich erscheint... aber Christina und ich haben viel und lange über die ganze Sache geredet, wir stehen in engem Kontakt mit unseren Mentoren, die ihr Bestes geben alles notwendige für uns zu organisieren. Wir haben beschlossen, so wenig wie möglich zu klagen und traurig zu sein, sondern zu versuchen, unsere letzten Tage an diesem wunderbaren Ort in jedem Augenblick zu genießen. Wir haben hier unglaublich viel gelernt und ich versuche so viele Erfahrungsschätze mit nach Deutschland zu bringen, wie ich kann.

Am Freitagmorgen werden wir mit einem Driver nach Douala fahren. Unser Flug geht nachts, sodass wir am Samstag in Deutschland ankommen werden.
Mit den Kindern spielen
Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, wie es sich anfühlen wird plötzlich wieder in Deutschland zu sein. Auf der einen Seite freue ich mich riesig auf meine Familie und meine Freunde, und auch darauf, ier aus Kamerun zu erzählen. Auf der anderen Seite wird mir das Leben in Deutschland bestimmt schwieriger vorkommen, als ich es dachte. So vieles funktioniert dort anders und wird mir seltsam erscheinen.

Ich werde jetzt wohl immer ein wenig Heimweh haben - entweder nach Deutschland, oder nach Kamerun. Die Menschen hier, die Kultur, das Leben, das Essen, das Wetter, die Musik, der Glaube, die Farben, die Berge mit der wunderschönen Natur... das alles ist ein jetzt ein Teil von mir geworden und ich wünsche mir wirklich, dass das immer ein bisschen so bleiben kann.

Wie wird es jetzt weitergehen?
Wir hatten von unserer Organisation zwei Möglichkeiten zur Wahl gestellt bekommen:
1. Wir gehen zurück in unser deutsches Zuhause und können den verbleibenden Rest des Jahres als Freiwillige einer Institution in unserer Diözese arbeiten,
ODER
2. Wir gehen für drei verbleibenden 3-4 Monate nch Sambia, um nochmal eine ganz andere Erfahrung in einem anderen afrikanischen Landes zu machen.

Christina hat sich für Sambia entschieden. Sie wird für eine Urlaubszeit von 2 Wochen nach Deutschland kommen um ihre Gedanken aufzuschreiben und sich in Ruhe auf den nächsten Auslandsaufenthalt vorzubereiten.

Ich selbst habe mich für den Freiwilligendienst in Deutschland entschieden. Momentan glaube ich, dass es wichtig für mich ist, mir die Zeit zu nehmen wieder richtig zuhause anzukommen, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, mich mit dem nächsten Jahr zu beschäftigen, anderen von meinen Erfahrungen aus Kumbo zu erzählen, mich in der Patnerschaft zu engagieren. Irgendwie ist das so ein Bauchgefühl von mir gewesen, als ich diese Entscheidung traf. Bis jetzt weiß ich noch nicht, ob das die "richtige Entscheidung" ist, aber vielleicht gibt es da auch gar keine richtige oder falsche Entscheidung. Ich bin noch nie aus einer so anderen Kultur in meine ursprüngliche Kultur zurück gekehrt, und ich würde mcih gerne ersteinaml mit dieser beschäftigen, bevor ich in eine weitere so andere eintauche. Trotzdem finde ich das Sambia nach einem super spannenden Land klingt, dass ich unbedingt in den nächsten Jahren entdecken möchte - vielleicht geht das ja bei einem Praktikum.

Ich hoffe, dass ich einiges, von dem was ich in Kamerun gelernt habe in mir bewahren kann und niemals die Lektion vergesse, dass es sich lohnt jeden Tag bewusst zu erleben, ab und zu etwas verrücktes zu machen ;-), und vor allem das Leben als Geschenk zu genießen.

Vielleicht sehen wir uns ja bald in Deutschland. Bis dahin sage ich Kumbo och Auf Wiedersehen - denn ich werde hier bestimmt sehr bald wieder hinkommen. Unser Mentor, der Jugendpfarrer von Kumbo, meinte heute in seiner Abschiedsrede (ein wenig als Scherz:-), dass wir der Diözese ja nun noch 4 Monate unserer Zeit "schulden" und, dass diese Tatsache ja auf jedene Fall Grund genug wäre wieder zu kommen.

Zum Wiederkommen habe ich unglaublich viele gute Gründe. Das mache ich sobald ich kann.

Kumbo - a place to be.

Mit dem Blog wird es folgendermaßen weitergehen:
Ich habe so viel erlebt, dass ich bisher noch nicht hier aufschreiben konnte - und das werde ich noch in den nächsten Wochen machen. Außerdem wollte ich noch meine Gedanken zu bestimmten Sachen im kamerunischen Alltag mit euch teilen und ganz besonders auch mehr über die politischen Umstände schreiben, die zu unserer Verfrühten Rückkehr nach Deutschland führt. Also wenn ihr interessiert seid, ihr seid weiterhin als Leser*innen herlich willkommen und ich freue mich, meine Erfahrungen mit euch zu teilen.








Donnerstag, 22. Februar 2018

2018

Gar nicht so einfach die neue Jahreszahl zu schreiben. Voran ein paar meiner Gedanken zum neuen Jahr:

Das ist das Jahr, dass ich in Kamerun begonnen habe (manchmal frage ich mich immer noch in einer freudigen Fassungslosigkeit, wie ich hier bloß gelandet bin:-).

Das ist das Jahr, in dem wir den Welt Jugendtag der Diözese Kumbo mit vielen Jugendlichen begehne dürfen und auch ansonsten noch viele Teile der Diözese Kumbo kennenlernen werden. 

Das ist das Jahr, in dem ich wieder nach Hause komme (mein ursprüngliches, erstes und natürlich immer noch "mein" Zuhause).

Das ist das Jahr, in dem ich meine Familie und meine Freunde aus Deutschland wiedersehen werde.

Das ist das Jahr, in dem ich mir einen Plan für die nächsten Jahre machen sollte.

Das ist das Jahr, dass ich wirklich genauso intensiv erleben möchte, wie das letzte.

Ja, einiges kreist durch meinen Kopf und machen sich dort breit - ob das gut oder schlecht ist weiß ich nicht, aber für mich ist das ein bekanntes Phänomen. Auf dem Berg, über Kumbo blickend, hatte ich in der "Stille" dieser Nacht Zeit, diesen Überlegungen nachzuhängen.
Vor circa einem Jahr habe ich mich intensiv mit dem Gedanken an einen Freiwilligendienst - und dann natürlich mit meiner Bewerbung und allem weiteren beschäftigt. So kam alles ins rollen. Manchmal wusste ich nicht genau, ob es die richtige Entscheidung für mich war, aber inzwischen kann ich sagen, dass mir das letzte halbe Jahr schon so viel gegeben hat, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen könnte.

Dienstag, 20. Februar 2018

Merry Christmas

25.12.2017

Dies ist sozusagen ein Brief aus der Vergangenheit


Hallo alle zusammen,
diesen Blogpost werde ich noch eine Weile aufheben, bis ich ihn veröffentliche - allerdings merke ich, dass sich die Eindrücke besser frisch festhalten lassen.

Also erst einmal: euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest, tolle Feiertage mit vielen neuen und alten Geschichten, vertrauten Liedern und guten Freunden/Familienmitgliedern.
Merry X-mas to all of you!

Die Vorweihnachtliche Planung war Dank des väterlichen Besuchs, den ich für den Rest dieses Dezembers genießen kann, ziemlich spontan, aber dadurch auch kreativ und relativ unkompliziert. Nachdem die restlichen Weihnachtspäckchen, die Papa aus Deutschland mit eingeflogen hat, an ihre Besitzer verteilt wurden, gab es dann einen großen Einkauf - natürlich freuen wir uns schon seit Monaten auf unser Weihnachtsessen.

Am 24. Dezember waren wir morgens früh um 7:00 Uhr schon bei Flora in Melim zu einem Gottesdienst eingeladen. Die Messe war eine Thanksgiving-mass der Familie - ein Dank, für 4 glücklich Jahre Ehe, sowie für ein gutes und gesundes Jahr 2017. Nach dem Gottesdienst (in dem es übrigens unglaublich gute, live gespielte Musik gab) waren wir noch von Flora’s Familie zum Essen eingeladen. Papa und ich haben ein (für uns beide) neues Gericht versucht, bei dem man einen Cocojam-Brei (sowas ähnliches wie Süßkartoffelbrei) mit dem Finger abnimmt und mit einer würzigen Soße zusammen genießt. So ein neues Essen war für mich wieder ungewohnt, aber trotzdem super interessant. Die beiden Kuchen, die wir mitgebracht hatten, konnten wir teilweise gar nicht mehr probieren, weil sie plötzlich nur noch durch minimale Krümelreste nachzuweisen waren. Flora hatte auch die Plätzchen, die wir ihr vor einigen Wochen gezeigt hatten, bereits zwei mal ausprobiert und uns ein paar zum probieren gegeben :-)
Floras Mann, Didimus, und ein Freund von ihm wollten noch ein Huhn für den Mittag zubereiten.
Und so wurde ich zum ersten Mal Zeugin einer kompletten Huhnzubereitung - von vorne bis hinten. Für mich, als teilzeit-Vegetarierin war das nicht ganz so einfach, aber trotzdem interessant. Hier in Kürze die Schritte der Zubereitung:

Huhn aus dem Käfig holen (lebendig natürlich)
platzieren und festhalten
dem Huhn die Kehle durchschneiden und warten, bis es tot ist.
ausbluten lassen und kurz in kochendes Wasser, um besser damit handhaben zu können
Federn rupfen und das Huhn zerschneiden (Flügel, Schenkel, Hals mit Kopf, Rumpf)
braten auf einem Feuer mit Salz und Maggi würzen

So hatte ich ein Stück des eben noch lebendigen Huhns circa anderthalb Stunden später im Mund. Sehr ungewohnt für mich…
Also, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das eigens schlachten vermeiden würde, solange es nicht zum überleben notwendig ist. Trotzdem finde ich es echt wichtig, dass jeder Mensch, der gerne Fleisch ist, weiß wie ein Tier zubereitet wird und somit auch eine gewisse Ehrfurcht vor dem Leben und der Nahrung bekommt. Es war wirklich eine gute Erfahrung, finde ich.

Nach der Feier bei Flora, vielen interessanten Gesprächen und der Huhnzubereitung, ging es dann zu uns nach Hause. Und dort fing unsere Weihnachtsvorbereitung an. Zu erst wurde das letzte Adventskalendertürchen mit den Kids aus der Nachbarschaft geöffnet, und dann ging es ans Obst schneiden, Gemüse schnippeln, Brot backen und … Ofenkäse zubereiten. Ja, ihr habt richtig gelesen… es gab bei uns an Weihnachten OFENKÄSE!!! :D :D :D - der erste richtige Käse (außer auf einer Pizza) seit 5 Monaten. Zusammen mit Couscoussalat, selbstgebackenem Dinkelbrot und Obstspießen zum Nachtisch haben wir dann im Wohnzimmer den superleckeren Käse verspeist.
An dieser Stelle ein riesiger Dank an unsere Eltern: IHR SEID DIE BESTEN! :-)
Unsere eigene kleine Weihnachtsfeier mit Adventskranz, Weihnachtsevangelium und Liedern (und natürlich jede Menge Plätzchen) an diesem Abend war wirklich wunderbar. Sehr anders als jemals zuvor, aber trotzdem war auch hier in Kumbo irgendwie wirklich Weihnachten - und das haben wir alle gespürt.
Merry Christmas, Frohe Weihnacht, ...
Am Abend sind wir dann in die Christmette aufgebrochen - der zweite Gottesdienst an diesem Tag, dieses Mal in der neuen Kirche in Bamki-kay. Auch das war schön, es wurde viel gesungen und getanzt - nur die Predigt war leider schwer zu verstehen…und vielleicht war ich auch einfach ein bisschen zu müde :-/ Als wir uns nach dem Gottesdienst noch die Krippe anschauen wollten, wurden wir von einem Haufen Menschen überrascht, die aus den Bänken gemeinsam zur Krippe tanzten und um den aufgebauten kleinen Stall, ein richtiges Fest feierten - mit Gesang und Bewegung und Lachen und Umarmungen. Das war eine richtig schöne Weihnachtssituation.
Supermüde genossen wir dann die heilige Nacht und haben uns über ein paar Familiengeschenke und Grüße von Zuhause gefreut.


Am nächsten Morgen ging es dann wieder früh los in die Kirche - dieses Mal in die Kathedrale. Hier feiert man Weihnachten erst so „richtig“ am 25. Dezember, deshalb ging heute die Feiertage so richtig los. Auch dieser Gottesdienst war schön - bis auf ein nerviges Weihnachtslieder-Gepiepse von einem Automaten oben auf der Empore. Aber auch das hörte irgendwann auf und die Accapella-Stellen des Chores (Technikproblemen geschuldet) waren für uns sogar noch schöner, als die eingeübte Version mit Playback.
Nach der Kirche wurden wir noch vom Bischof persönlich zu einer Diözesanen Weihnachtsfeier eingeladen, die nächste Woche stattfinden soll. Und dann ging es hoch ins Haus.

Das war unser Plätzchenvorrat VOR Weihnachten :-)
Der heutige Tag war so entspannt, dass wir uns richtig vom vielen Programm der letzten tage erholen konnten. Trotz allem hatten wir immer etwas zu tun.
Hier in Kamerun ist es üblich, dass die Kinder am Weihnachtstag von einem Haus zum anderen gehen und Süßigkeiten und Chin Chin essen. Und so hatte wir plötzlich circa 20 Kinder vor unserem Haus stehen - groß und klein - und haben zusammen gesungen („We wish you a Merry Christmas…“), sodass es bestimmt jetzt die ganze Nachbarschaft mitbekommen hat. Und dann war unser Plätzchenteller - eher unsere Plätzchenpfanne, die schien uns geeigneter zu sein - in 30 Sekunden leer. Das konnte ich rational eigentlich nicht nachvollziehen… Tja, das ist wohl ein Geheimnis von Weihnachten.
Chin Chin von Therese
Nachdem die Kids weiter gezogen waren, bekamen wir dann noch von einem Jungen in etwa unserem Alter aus der Nachbarschaft Besuch. Wir haben superlange und schön erzählt und uns alle gut kennengelernt. Diese Besuchstradition an Weihnachten ist klasse - man weiß nie genau, wie man diesen Tag verbringen wird, aber am Ende ist es wunderschön gewesen.

Barry kommt uns besuchen ... yeah! ;-)
















Für Morgen, den 26.12. haben wir geplant am Morgen unsere Nachbarschaft zu erkunden, unseren Freunden und Nachbarn Plätzchen zu bringen und dann unten an Squares weitere Freunde zu besuchen. Mal sehen, was so passieren wird, und wo wir den Frieden Gottes morgen finden dürfen…denn die Welt ist gerade wirklich voll, von Zipfeln der himmlischen Herrlichkeit.

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Merry Christmas to all of you :-) This Christmas was different from all I ever had before.
On the 24th Flora invited us for a Thanksgiving mass of her family in the morning. During the celebration we witnessed how a chicken was slaughtered and prepared for eating.
In the evening we went to mass in Bamkika'ay and had our own Christmas dinner with CHEESE :D...
It was really good. The next day a lot of children from the neighbourhood visited us and ate our Plätzchen - we could save a few. Barry visited us and we enjoyed our time together. We also went to see Therese's family and saw how they made Chin Chin and how they celebrate their Christmas in general.

Paeli stories aus Kamerun

17.12.2017 - 05.01.2018
In diesen Post werde ich gar nicht viel hineinschreiben. 
Mein Vater hat während seines Besuches hier in Kamerun ganz viele gemeinsame Erlebnisse und eigenen Eindrücke festgehalten. Wir haben sehr viel erzählt, reflektiert und diskutiert... und wie immer waren wir nicht immer einer Meinung :-) aber so gehört sich das ja auch - und bei dem, wo es drauf ankam gab es gar keine Zweifel, dass wir einander verstanden und zustimmten. 



Noch bevor mein Papa hier in Kumbo auftauchte haben mich einige Freunde aufgeregt nach ihm gefragt. Und einmal fragte jemand: "Wie soll ich denn deinen Vater anreden? Hier würde ich die Väter meiner Freunde 'Pa' nennen. Aber wie ist das bei euch? Sagt man da Sir? oder ...?" Das brachte mich ein bisschen zum schmunzeln und ich habe versucht zu erklären, dass man fremde Erwachsene bei uns erst einmal mit ihrem Nachnamen anspricht - mein Papa es aber bestimmt vorziehen würde, einfach von ihm 'Eric' genannt zu werden. Der kamerunische Freund antwortete daraufhin, dass er das leider wahrscheinlich nicht schaffen würde, da er anders erzogen worden sei... der sehr ausgeprägte Respekt vor "Älteren" kommt durch Gesten aber auch Redeweisen zum Ausdruck und wird von den "Jüngeren" im allgemeinen Umgang erwartet. Und so bereitete ich meinen Vater dann darauf vor, dass ihn hier möglicherweise einige Leute einfach "Pa Eli" nennen würden. 
Meinem Papa gefiel dieser Name anscheinend sehr gut :-) und so kam es zum Namen seines Blogs:



Ja, mein Papa hat auch einen Blog geschrieben, in dem er von seinen Erlebnissen hier berichtet. Die Artikel sind informativ und vielleicht essentieller geschrieben, als meine Artikel (ich hoffe bald was zu meinem Blogschreiben posten zu können). Es gibt viele Fotos und es wird an vielen Stellen auch sehr klar, wie mein Vater diese so ganz andere Welt hier erlebt hat...

und besonders das könnte sehr spannend für euch sein, denn ich bin hier ja jetzt schon ein halbes Jahr. Mein Papa kam (nachdem er meine Erzählungen schon gehört hatte) und entdeckte alles nocheinmal von vorne, was für Christina und mich inzwischen schon selbstverständlich geworden war. 

Über die nächsten Wochen, in denen Papa bei uns in Kamerun war werde ich nichts schreiben, mit einer Ausnahme (Weihnachten:-) ... das existiert nähmlich schon lange). 
Schaut doch mal in seinen Blog - dann wisst ihr was wir hier alles spannendes erlebt haben.

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I won't write a lot on this post and on the posts for the next weeks. During the time my father was here with us in Cameroon, he wrote his own blog. It is just in German but it has beautiful pictures. Maybe it is worth looking at to get to know what we experienced during this periode of time that we could pass together. 

Francophon - Anglophon ... und wir in der Durchreise

17.12. - 20.12.2017

Breaktime - das ist Makenéné :-)
Endlich war es soweit, mein Vater machte sich auf den Weg, Christina und mich in Kamerun zu besuchen und einen kleinen Eindruck zu bekommen, wie wir hier so leben und arbeiten.
Darauf hatte ich mich schon so, so lange gefreut - die Möglichkeit einem Familienmitglied mein Leben hier zeigen zu können und somit für immer jemanden zu haben, der dieses Teil meiner Entwicklung gewiss gut nachvollziehen kann.
Also machten wir (Christina, Christa, Philipp und ich) uns am Sonntagmorgen, um pünktlich 4:00 Uhr auf dem Weg nach Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns. Unser Fahrer holte uns dann morgens früh (nachts) mit Father Franklins Auto ab. Nach kurzer Pannenbehebung des Wagens ging es dann weiter zu Philip, dem anderen Reverse-Freiwilligen, der letztes Jahr gemeinsam mit Christa in Deutschland war. Zu fünft im Auto machten wir uns auf die fast 11stündige Reise.
In Makenéné, einer kleinen Stadt die allgemein als Rastplatz für Reisende benutzt wird, machten wir eine Pause und genossen das leckere Essen auf dem Markt. Das Wiedersehen mit Christa und Philip war so toll und wir genossen die gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Da jetzt jeder von uns vieren das Leben im jeweils anderen Heimatland ganz gut kennt, haben wir in gewisser Weise die gleiche Grundlage zum diskutieren und reflektieren, was jegliche Themen total spannend macht.
In Yaoundé angekommen durfte ich meine Französisch Skills mal wieder erproben, denn die Stadt liegt im francophonen Teil Kameruns.
Während einer im Flugzeug sitzt...
...schauen sich andere schon mal die Basilika an.




















Wir besuchten eine Basilika, die in der Nachbarschaft zu dem Ort liegt, an dem wir wohnten. Besonders die afrikanischen Mosaikbilder der Sakramente auf der Außenseite der Basilika and ich wunderschön und wirklich interessant.
Im Anschluss besuchten wir gemeinsam eine Dame, die Christa und Philip vor einem Jahr tatkräftig bei ihrer Visa-Bewerbung unterstützt hatte. Die beiden bedankten sich bei der Familie und wurden herzlich willkommen geheißen.
Und dann ging es los zum Flughafen und wir warteten auf meinen Papa. Und das dauerte ewig, bis ich mir irgendwann wirklich Sorgen machte. Als dann auch noch eine Servicekraft des Flughafens panisch auf mich losrannte und nach meinem Namen fragt, war ich wirklich fertig. aber schließlich gab es nur ein Missverständnis und mein Vater wartete drinnen auf uns, während man uns allerdings nicht durch die Absperrung gehen ließ.
Christa und ich hatten versucht mit dem Mann an der Absperrung zu reden, doch nachdem Christa ihn in Englisch angesprochen hatte, lachte er nur und meinte auf französisch, dass sie noch jung sei und doch lieber französisch lernen sollte, wenn sie ihm etwas zu sagen hätte. Anschließend habe ich es noch einmal in französisch versucht, doch auch über mich wurde dann nur noch gelacht und irgendwann haben wir uns dann verzweifelt und enttäuscht zurück gezogen.
Das war das erste Mal, dass ich hautnah zu spüren bekam, was es heißt eine anglophone Kamerunerin in einer francophonen Stadt zu sein. Ziemlich traurig, wenn man bedenkt, dass dieses Land eigentlich bilingual sein sollte und man somit überall (vor allem an öffentliche Plätzen) mit beiden Sprachen respektiert sein sollte.Trotzdem wäre es falsch zu sagen, dass sich keiner im francophonen Teil bemüht hätte uns zu verstehen. Wir haben viele freundliche Leute getroffen, die auch in Englisch mit uns kommuniziert haben, oder unsere Bemühungen auf französisch zu erzählen, sehr schätzten.
Im politischen Kontext bekamen wir allerdings auch zu spüren, wie plötzlich jede Menge WhatsApp Nachrichten unsere Handys erreichten, und das ohne jedwelige Umgehung. Normalerweise ist das für uns (im anglophonen Teil) nicht möglich.

Endlich :-) 
Gemeinsam mit Papa fuhren wir zurück in unsere Unterkunft und es gab so viel zu erzählen, dass es noch eine Weile dauerte, bis wir alle schließlich einschliefen.







Das mag eventuell für euch nichts besnderes sein,
aber dieses Bad ist so supergut ausgestattet,
dass wir sogar warm duschen konnten ;-) 




Ungewohnter Anblick: mehrere Hochhäuser auf einem Fleck





















Nochmal eine Pause (Yaoundé - Foumban)




Am nächsten Morgen besuchten Christina, Papa und ich noch einmal die Basilika und den nahegelegenen Friedhof. Anschließend ging es dann mit dem Auto die halbe Strecke zurück Richtung Kumbo - nach Foumban. Dort fanden wir ein sehr hübsches Hotel in dem wir die nächsten beiden Nächte verbringen wollten. Ein leckeres Essen fanden wir im Hotelrestaurante und planten schon mal für den nächsten Morgen.
Da besuchten wir nämlich das Palastmuseum des Fon der Bamoun - dem ansäßigen traditionellen Stamm in Foumban. Es war super spannend und uns wurde auf englisch so viel Interessantes erklärt. Wir konnten auch viele Fragen stellen und über bestimmte Eigenheiten und Besonderheiten dieser Dynastie austauschen. Das Volk der Bamoun ist mit dem Banso’ Volk (in in Kumbo) geschwisterlich verbunden, da der Legende nach, die Gründer(in) aus der gleichen Familie stammen. Es gibt noch ein weiterer „Geschwister Stamm“, mit dem wir allerdings bis jetzt kaum etwas zu tun hatten.
Der Markt in Foumban
Neben dem Museum selbst wurde uns noch eine sehr alte und sehr laute, bzw. weit klingende Trommel des Fons gezeigt, die von vier Männern beidhändig gleichzeitig gespielt wird und die Menschen zu besonderen Anlässen zum Palast ruft. Außerdem sehen wir jede Menge Kunsthandwerk auf dem Markt und wurden sogar in das Stadtviertel geführt, wo die kleinen und großen kamerunischen Figuren und Kunstwerke allesamt als Unikate hergestellt werden. Am Nachmittag schlenderten wir über den Markt, aßen „echtes“ Brötchen :D und genossen die bunte Atmosphäre. Abends aßen wir von einer Straßenküche Eier mit frittierten Plantains und gebratenen Fisch - super lecker, fand vor allem mein Papa :-)

Am Mittwoch morgen ging es sehr früh zurück nach Kumbo, sodass wir uns schon am frühen Mittag wieder häuslich hier oben einrichten konnten. Jede Menge Päckchen waren in den Koffern meines Vaters verstaut, die an jede Menge Leute verteilt werden sollten.. unter anderen an eine Sister aus Romajay, die dann direkt an diesem Tag noch vorbei kam und uns ins Konvent zum Besuch einlud. Auch die Nachbarn haben wir begrüßt und uns wieder richtig Zuhause gefühlt.
Ich muss schon sagen, der Trip nach Yaoundé war toll und Foumban ist wirklich sehenswert…
aber Kumbo ist mein Zuhause und so fühlt es sich auch einfach an.





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With Christa, Philipp, Christina and the driver of Father Franklines car I made my way to Yaoundé to fetch my dad at the airport. Within our travel we got to know Makenéné - a big market where nearly all buses and cars stopp for a break, circa halfway from Bamenda to Yaoundé. Everything went well, after some complications with some gateguards at the airport. However, finally we enjoyed our trip to Foumban on the next day and reached Kumbo on Wednesday. We were welcomed so warmly by our neighbours that it took nearly no time until my dad and we felt comfortable again here in our house in Kumbo.




Ein Abschnitt geht zu Ende

Wir zünden zwei Kerzen jetzt am Adventskranz an...
11.12. - 16.12.2017

Eigentlich ging nicht nur ein Abschnitt in dieser Woche zu Ende...







Christina hatte sich schon Ende letzter Woche im Krankenhaus verabschiedet und entschieden ihre Zeit im Jugendzentrum bereits früher zu beginnen. Der zweite Arbeitsabschnitt war also für sie bereits Vergangenheit, während ich meine letzte Woche im Family Life Office noch einmal richtig genießen konnte. Ich habe mich sehr gut mit den Leuten dort verstanden und angefreundet. Daher viel es mir nicht ganz leicht, mich jetzt "schon wieder" zu verabschieden. Andererseits konnte ich im Family Life Office im vergangenen Monat nur bedingt viel mithelfen und freute mich schon, mich nach Weihnachten im Jugendzentrum vielleicht noch mehr einbringen zu können.

Fisch mit frittierten Kochbananen und Waterfufu
Am Freitag wurde ich dann aber sehr überrascht. Father Franklin wollte, dass wir an einer Graduierungsfeier der Computerschüler im Jugendzentrum teilnehmen, und so teilte ich das meinen Kolleginnen und meinem Kollegen mit. Am Freitag hatte ich dann schon ein bisschen das Gefühl, dass etwas nicht stimmen könnte - aber sicher war ich mir nicht. Zur Mittagszeit wurden dann alle in den Besprechungsraum gerufen und es gab super leckeres Essen (Sogar den Fisch fand ich echt gut, auch wenn ich seit Juli noch keine Profifischesserin geworden bin). Eine kleine Dankesansprache wurde gehalten und ich bekam eine Karte und einen wunderschönen Stoff als Abschiedsgeschenk überreicht. Der Freitag war wirklich schön, auch wenn ich mir erst etwas komisch vorkam - im Prinzip hatte ich ja nicht das Gefühl gehabt viel in dem Office geholfen zu haben. Aber insgeheim glaube ich auch einfach, dass die Kameruner nun mal gerne feiern und das ist dann irgendwie auch schön :-)


Am Samstag veranstalteten Christina und ich einen großen Hausputz... ich weiß nicht, ob man das im Nachhinein wirklich bemerkt hat, aber wir bereiteten unser Zuhause in Kumbo auf den Besuch von meinem Vater vor. Auch ein Zimmer im nahegelegenen Pastoral Center war schon reserviert.














Happy Birthday Christa !! :-)
















Am nächsten Morgen sollte es in aller Frühe (Punkt 4:00 Uhr) losgehen. Father Franklin stellte uns sein Auto zur Verfügung und vermittelte uns einen Fahrer, der mit uns nach Yaoundé fahren und meinen Papa abholen sollte. Christa und Philipp sollten auch mitkommen und da Christa nicht direkt im Kern Kumbos sondern in einem Vorort wohnt (und nicht mitten in der Nacht nach Kumbo fahren konnte und wollte), luden wir sie ein die Nacht von Samstag auf Sonntag bei uns zu übernachten. Zufälllig war dieser Tag Christas Geburtstag und so feierten wir unser Wiedersehen und ihren Geburtstag in einem. Leider bemerkte ich auch an diesem Abend wie sich bei mir eine heftige Erkältung anbahnte, und das fand ich ziemlich doof in Anbetracht der Tatsache, dass ich ja nun väterlichen Besuch bekommen sollte und mich schon so, so lange auf's gemeinsame Weihnachtsliedersingen gefreut hatte (unter anderem). Naja, es kommt wie es kommt...

Schon seit Wochen (fast Monaten) hatte ich dem Besuch von meinem Vater aufgeregt und freudig entgegengeblickt und so viele Ideen hin und her überlegt, was wir alles gemeinsam machen könnten und was ich ihm gerne zeigen möchte. Am Ende sollte es dann darauf hinauslaufen, dass wir die meiste Zeit hier gemeinsam in Kumbo verbringen würden und ich ihm einfach mein Leben hier zeigen kann. Ich habe mich so unendlich viel auf meinen Papa gefreut und wirklich gehofft, dass alles glatt geht mit der Reise und dem ganzen Flughafenzeug. Ein bisschen komisch war das Gefühl allerdings schon, einem meiner Elternteile "mein erstes eigenes Leben" zu zeigen. Ich wusste nicht, ob es meinem Vater gefallen würde oder was er dazu sagen würde. Ich wusste nicht, ob und wie sehr ich mich verändert hatte. Ich wusste, dass es mir wichtig war, dass es jemanden gibt, dem ich das alles hier zeigen kann und der mich in Zukunft noch besser versteht, wenn ich von all dem erzähle oder in meinem deutschen Alltag irgendwie beeinflusst sein werde. Im Grunde wurden all diese Gedanken aber ziemlich klein, denn vor allem war mir klar, wie sehr ich mich darauf freute, meinen Papa wiederzusehen :-)

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This week was my last week in the Family Life Office, and on Friday - my last day there - the Office members organised a goodby-lunch for all of us. On Saturday we started preparing our house for my father's visit who we wanted to pick up in Yaoundé the next day. We planned to start our journey in the early morning, together with Christa and Philipp in Father Franklins car and with a driver that he recommended to us. Christa does not live directly in Kumbo Center nd this is why she came to us on Saturday evening to spend the night in our house. It was her birthday, so we celebrated both, her anniversary and our all reunion after half a year.
I was really looking forward to receive my dad and to show him my "first own life".










Noch mehr Plätzchen und noch mehr Haare

04.12. - 10.12.2017

Seltsamer Titel? Tja, dann lasst es mich erklären... :-)

Mein Arbeitsplatz im Family Life Office
- es wurde gerade alles renoviert
Am Montag morgen schlichen Christina und ich uns leise aus dem schlafenden Haus von Chantal und Felix (keiner der anderen musste so früh auf die Arbeit, und auch wenn dieser Tag "Müdigkeitstechnisch" eine echter Herausforderung wurde, waren wir beide uns einig: Das war's wert:-).
Unsere dritte Arbeitswoche verging und während ich nun langsam immer mehr Treffen der einzelnen Projektgruppen im Family Life Office miterleben konnte, hatte Christina nicht wirklich viel im Krankenhaus zu tun. Abends berieten wir beide uns über dies, und eine erschreckende Erkenntnis kam auf: Die Menschen sparen ihr Geld für Weihnachten und gehen deshalb gerade kaum zum Arzt. Um hier im Krankenhaus behandelt oder operiert zu werden muss man einen gewissen Betrag an Geld zahlen. Wenn man diesen nicht aufbringen kann, muss ein weiteres Familienmitglied zum Beispiel im Krankenhaus die Schulden abarbeiten, bevor der genesene Patient entlassen wird. Zusätzlich muss die Familie eines Patienten für die ganze Versorgung aufkommen - das bedeutet zweimal täglich Essen bringen, Wäsche waschen, oft Medikamente abholen, und so weiter. Eine Freundin von uns, die schlimme Zahnschmerzen hatte, erwiederte auch auf unsere Frage, warum sie nicht ins Krnakenhaus ginge, dass sie das Geld sparen müsste. Nicht nur für Weihnachten - denn viele Familien sind auch generell hier zur Zeit finanziell nicht sehr stabil aufgestellt (vor allem der Krise geschuldet) - aber alles was nicht UNBEDINGT jetzt behandelt werden muss, schiebt man dann nun mal auf, bis das Weihnachtsfest finanziert ist.
Graduierungsfeier in der Kathedrale

Unter der Woche war das ganze Office in der Kathedrale zur Graduation Ceremony einer Mitarbeiterin. Sie hatte einen circa zweijährigen Kurs zur Weiterbildung im christlichen Glauben belegt.

Innenhof vom Officegebäude
Auf meiner Arbeit wurde mir auch mitgeteilt, dass am Freitag ein Feiertag sein würde. Irgendwie habe ich bis heute noch nicht richtig verstanden, was für ein Feiertag das gewesen sein muss - ich denke es hatte irgendetwas mit dem Schutzpatron der Diözese Kumbo zu tun. Ich ergriff die Gelegenheit des freien Tages um mir endlich, endlich einmal Braids pflechten zu lassen. Den Termin bei der Hairdresserin (=Friseuse) wurde bereits unter der Woche festgehalten, sobald ich mir über den freien Tag gewiss war. Luise, eine andere Freiwillige, hatte es schon als allererste von uns gewagt, und ich wollte das schon mein ganzes Leben mal ausprobieren... Und so stand ich nun am Freitag in aller Frühe mit Aylin, einer weiteren Freiwilligen, die an diesem Tag ebenfalls Zeit hatte und mir Gesellschaft leisten wollte, vor dem Friseursalon.




Als wir schließlich hineingelassen wurden, habe ich mein Mash (=Kunsthaar, dass man hier zum Haareverlängern benutzt - außerdem werden die Zöpfe davon dicker und halten unten besser zusammen) abgegeben und wir konnten uns ersteinmal entspannen. Die Mädels, die in dem Salon arbeiten, haben das Mash zum pflechten vorbereitet. Jedes Haar wurde einzeln verlesen, sortiert und in Stapel zurecht gelegt. Ich hatte mir zwei verschiedene Haarfarben ausgesucht und vor allem - das wurde mir aber vorher von der Hairdresserin geraten - hatte ich ganze drei Packungen Mash besorgt... was das schließlich bedeuten würde, war mir damals noch nicht klar.
Ganze 6 Stunden habe ich anschließend auf dem Stuhl dort gesessen während im Durchschnitt 7 Leute (manche kamen nur zufällig dazu, weil sie selbst etwas im Salon erledigen wollten) gleichzeitig an meinen Haaren rumgeflochten und gedreht haben. Ich hatte nicht erwartet, dass es sooo lange dauern würde und ich war richtig froh, dass Aylin da war und wir uns immer wieder unterhalten konnten. Als schließlich alle drei Packungen Mash verarbeitet waren, hatten meine Haare gewiss mindestens das doppelte Gewicht von dem, was ich gewohnt war. Ich hatte schon mein Leben lang viele, dicke Haare, aber das war nichts im Vergleich zu allem was ich diesbezüglich bisher erlebt hatte. Die Zöpfe (gedreht und nur oben angepflochten - damit es nicht ganz so lange dauern würde) wurden dann mit heißem Wasser gewaschen... was sie natürlich nochmal schwerer erscheinen ließ. Damit ich mich nicht so viel mit ihnen rumschlagen müsse, band die Hairdresserin mir alle Zöpfe zu einem großen Zopf zusammen. Den würde ich schon bald wieder aufmachen, da das ungewohnte Gewicht mir am Anfang echt Kopfschmerzen bereitet hatte.. wurde aber sehr bald besser. Morgens muss man sich nie die Haare kämmen, sondern höchstens mal sortieren, und da sich in den Zöpfen nicht so viel Staub und Dreck sammelt und die Kopfhaut auch nicht so schnell fettet, reicht es, wenn man sich die Haare erst nach etwa 2 Wochen ordentlich wäscht. Dazwischen muss man immer wieder eine fettende Creme auf die Kopfhaut reiben, damit sie nicht juckt und zu trocken wird. Auch wenn diese Art von Frisur nicht ganz so entspannt ist, wie ich es erhofft hatte (viel Pflege ist notwenidg) - wenn man es nicht gewohnt ist - ich habe auf jeden Fall vor mir die Haare noch häufiger pflechten zu lassen :-)


...nachher
vorher...




















Am Wochenende ging es dann in ein weiteres Stadium unserer Weihnachtsbäckerei: Flora kam zu Besuch und wir wollten ihr zeigen, wie man Plätzchen backt. Die wurden im Anschluss dann sogar mit roter Zuckergussfarbe (alles natürlich hergestellt natürlich :-) verziert. Flora war begeistert von den leckeren Plätzchen und wir haben ihr einige Plätzchenformen geschenkt, damit sie auch Zuhause mit ihren Kindern in die Industrie einsteigen kann.


Noch ein trauriges Ereignis kam am Ende dieser Woche: Wir mussten uns nun endgültig von Lisann und Annika verabschieden (also zumindest für unsere Zeit hier in Kamerun). Wir trafen uns mit allen deutschen Freiwilligen kurz bei ihnen zuhause um Tschüss zu sagen, es waren allerdings auch schon viele kamerunische Freunde da, und da wollten wir nicht zu viel stören. Wir sehen uns bestimmt wieder - da hoffe ich ganz fest drauf.

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This week was my third week of work in the Family Life Office. We attendet a graduation ceremony in the Cathedral of one worker who finished her Meryvale course. On Friday I went to Mbve to ask some poeple to plait my hair. Even if it was so, so heavy, I am really looking forward to try it again.

On the weekend we continued in our baking industry with Flora, we also coloured our Plätzchen with red Chico-icing sugar. We gave some Plätzchen-forms to Flora that she might start to bake with her children at home as well. Unfortunately, we also had to sayour final goodbye to Lisann and Annika (at least for our time here in Cameroon). There were a lot of friends coming to see them, and we did not want to disturb for a long time. I am really sure, that we will see agin in Germany, and even now, I am looking froeward to it :-)