Unser ghosttown-monday (Teil des allgegenwärtigen Streiks der Bevölkerung), an dem die Stadt immer relativ still steht, war vom Putzen und Entspannen geprägt. Die Woche begann also erst richtig am Dienstag...
Wenn man aus dem Tor des Waisenhauses rausschaut, sieht es so aus. Dort hinten sind meistns die Caretakerinnen. |
Wie bereits in einem früheren Post erwähnt, werde ich die ersten drei Monate (das heißt August, September, Oktober und einen Teil des November) im Waisenhaus in Shisong arbeiten. Shisong ist ein Stadtteil von Kumbo, der allerdings auf einem anderen Hügel liegt - ich hoffe, die geographische Lage Kumbos noch einmal gesondert deutlich machen zu können. Der Entfernung geschuldet, habe ich einen relativ lngen Arbeitsweg. Am Dienstag morgen bestritt ich also meine erste Bikefahrt alleine (mit dem Fahrer natürlich :-) und kam im Waisenhaus an, während die Schwestern, die das Waisenhaus leiten, gerade im Gottesdienst waren. Von einer Care-takerin (das sind sozusagen die Erzieherinnen dort) wurde ich abgeholt und zum Raum gebracht, in dem die ganzen Kinder spielten.
Die Tür und Spüle. Leider läd das Gitter an der Tür sehr zum klettern ein - es kostet viel Geduld den Kindern die Unattraktivität dieses Spielgerätes zu erklären. |
Der erste Eindruck war für mich unglaublich beeindruckend:
Vor allem mit einer Care-takerin hatte ich in meiner ersten Woche viel zu tun: Ivolyn. Sie ist etwas älter als die anderen und kümmert sich Tag und Nacht um die Erziehung der Kinder. Die anderen Erzieherinnen sind teilweise gerade erst 14 Jahre alt und waren selbst einmal Kinder, die im Waisenhaus gewohnt haben. Heute helfen sie beim Aufpassen, der Gartenarbeit, dem Kochen und Saubermachen und leben so in einer Gemeinschaft miteinander, mit den Schwestern und den Kindern. Nach zwei Stunden mit den Kindern kuscheln, lachen, ermahnen, meine Jacke und mein Armband retten (ich muss meine Lieblingsstücke inzwischen dauerhaft zu Hause lassen), Namen und Regeln kennen lernen, wurden die Kinder schließlich gewickelt. Anschließend, um 11:00 Uhr gibt es Mittagessen. Nachdem die größeren Kinder selbstständig gebetet hatten, wurde das Essen in Schalen ausgeteilt. DIe kleinen Kinder werden von uns Care-takern gefüttert. An diesen Tag habe ich zum ersten Mal mein Fütterkind gefüttert - und ich kann sagen, dass war bestimmt die härteste Arbeit an diesem ersten Tag. Nachdem wir uns aber angefreundet hatten und das Essen leer war (eine unglaublich große Portion - bestimmt eine deutsche Erwachsenenportion :-) gab es noch für alle Kinder Wasser zu trinken. Und dann ging es ins Bett ... Mittagsschlaf.
Naja, als ob es so einfach wäre 12 kleine Kinder zum Schlafen zu bewegen - aber nach einiger Zeit war es tatsächlich relativ still in dem Raum.
Und dann gab es eine weitere positive Überraschung für mich. Ich bekam von der Leiterin des Waisenhauses etwas zu Mittagessen gemacht, und das hat wirklich lecker geschmeckt. Mein schlechtes Gewissen und meine Sorge, dass wirklich nicht extra etwas für mich gekocht werden sollte - wird grundsätzlich nicht zugelassen. Und so genieße ich nun an jedem Arbeitstag leckeren Reis, Nudeln oder Kartoffeln :-)
Mein leckeres, reichhaltiges Essen mit Tee - es wird so gut mitgedacht. Normales Wasser vertragen wir nähmlich noch nicht ungekocht :-) |
Nach meinem ersten Arbeitstag traf ich Christina circa um 15:00 Uhr an Sqaures um gemeinsam etwas einkaufen zu gehen. Sie hatte an diesem Dienstag spontanerweise doch noch keine Arbeit im Justice&Peace Office wahrnehmen können. Das Office hatte anlässlich des "Big Day Mary" (Wir nennen es auch "Maria Himmelfahrt") geschlossen. Generell wird hier Maria, die Mutter von Jesus, sehr verehrt, zum Beispiel ist der ganze Monat August ihr gewidmet.
Nachdem wir wieder zu Hause waren, verbrachten wir eine gemütliche Zeit auf den Sofas und starteten später wieder eines unserer Kochexperimente.
- an diesem Tag dachte ich noch, das bessert sich mit der Zeit ;-)
Und so ging ich am Mittwoch wieder wohlgenmutes auf die Arbeit. Und als ich um halb 9 den Raum betrat sah ich die Kinder in Reih und Glied auf Stühlen sitzen und geradeaus schauen - bis heute weiß ich noch nicht ganz warum die anwesende Care-takerin das veranlasst hatte,aber sobald ich da war und sie den Raum verließ, standen alle Kinder auf und umarmten mich wieder. Dann kam Cynthia, eine andere Care-takerin mit der ich immer wieder viel zu tun haben würde, herein und folgende Unterhaltung entstand (sinngemäß):
Ich: Guten Morgen.
Cynthia: Guten Morgen, Eli. Wie geht's?
Ich: Gut. Was passiert jetzt? Sollen die Kinder auf ihren Stühlen sitzen bleiben?
Cynthia (kleines liebes Lachen): Nein, nein. Die haben jetzt Schule.
Ich: Echt? Alle Kinder? Wo denn?
Cynthia: Na, hier. Nur die älteren drei Jungs und diese beiden Mädchen hier.
Ich (ahnend): Und wer unterrichtet die Kinder?
Cynthia: Natürlich du.
Ich (besorgt, entsetzt, überfordert, ...): Und, was genau soll ich den Kindern beibringen?
Cynthia: Die Kinder wären jetzt in der Nursery, als gerade erst in der Schule.
Ich: Was lernt man denn in der Nursery?
Cynthia: A B C und 1 2 3.
Ich: ...
Meine Aufgabe nach dem Essen der Kinder: Sauber machen. |
Den Rückweg bestreite ich meistens zu Fuß mit Berry, der auch in Shisong als Freiwilliger arbeitet. Und der zeigt mir immer neue Naturwunder und Geheimwege... |
beschloss ich für die nächsten Tage in den Heften und teilweise auch auf Blättern für die Kleineren Aufgaben zuhause vorzubereiten. Auch die Stifte spitze ich an diesem Nachmittag vorsorglich so lange ich konnte - irgendwann haben die Blasen an meiner Hand nicht mehr mitgemacht. Und ich überlegte mir ein Konzept für meinen Unterricht - den ich der Tatsache geschuldet, dass es keine richtigen Mauern bis zur Decke, sonder nur Trennwände und deshalb keine abgetrennten Räume im Waisenhaus gibt, mit den fünf Kindern prallel zum Aufpassen auf sieben weitere noch viel jüngere Kinder in einem Raum durchführen muss. Das ersparte mir in den nächsten Tagen viel, viel Stress und schonte meine Nerven - inzwischen macht es wieder richtig Spaß :-)
Am Mittwoch lernte ich auch die Kinder zu wickeln und die Stoffwindeln zusammen zulegen.
Im laufe der nächsten Tage wurde auch die Kommunikation immer einfacher, da ich die Namen der Kinder lernte und so gezielt Kinder ansprechen oder mich mit den Care-takerinnen beraten konnte.
So verging die Woche und auch am Donnerstag und Freitag lernte ich immer wirklich viel in meiner Arbeitsstelle. Am Ende dieser Woche fühlte ich mich schon echt zuhause im Waisenhaus und konnte gut verstehen, warum manche Freiwillige tatsächlich ein ganzes Jahr dort gearbeitet haben - dort kann man echt sein Herz mit anderen teilen :-)
Am Samstag waren wir bei Flora zum Fufu-kochen-lernen eingeladen. Wie auf den Bildern zu sehen ist, wurde uns wirklich alles gezeigt. Obwohl Fufu eigentlich "nur" ein Brei aus Maismehl und Wasser ist gibt es komplizierte Reihenfolgen und Zubereitungsschritte, die beim kochen eingehalten werden müssen. Auch ein Njama Njama-Rezept ist jetzt in unserem Repertoire. Nachdem das Fufu fertig gekocht und in Bananenblätter zum Warmhalten eingewickelt war, wurde uns klar, wie Cornflakes entstehen - beim Reinigen des Topfes nach dem kochen. Lässt man ihn länger auf dem Feuer blättert der hartgewordene Brei vom Boden ab und man hat einen Riesen-Cornflake...der Traum eines jeden Müsliessers.
Zuerst müssen die Huckelberry-Blätter für das Njama Njama gezupft werden. Die hieransässigen Menschen machen das in rasanter Zeit... wir brauchen e w i g . |
So kocht man Fufu (in Floras Feuerküche). Es wird immer wieder Wasser entnommen und hinzugefügt. Man rührt die Masse mit einem Bambusstab. - das ist echt harte Arbeit! |
Das fertig gekochte, heiße Fufu schlägt man in saubere Bananenblätter ein. So ist es gut portioniert und bleibt sehr, sehr lange warm. |
Teamwork führt bei uns immer schneller zum Erfolg :D |
Lecker :-) |
Ein RIESEN CORNFLAKE |
Sonntags hatten wir Berry wieder zum Knödelessen eingeladen - die fand er damals so lecker. Er verschwand aber dann plötzlich für ein paar Stunden um jemaden zu grüßen. Währenddessen bekamen wir Besuch von einer anderen deustchen Freiwilligen, die erst vor wenigen Tagen in Kumbo angekommen war und ihrer Mentorin.
Christina und ich merkten an diesem Tag, wie sehr wir uns schon hier zu Hause fühlen und uns an die Sitten und Gebräuche gewohnt haben - der Überraschungsbesuch überraschte uns kein bisschen.
Wir haben uns sehr darüber gefreut, jemanden anderen aus Deutschland kennen zu lernen.
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Kumbo from above - beautiful... even more in Reality |
On Tuesday my work in the orphanage started. The children and the caretakers welcomed me so warmly that I could feel really at home in this place.
That's how high the maize grows in our place. Impressing... |
The only thing I really cannot get used to is the "African way of raising a child" because it is so different from what I have been educated in.
On Saturday, Flora taught us how to cook Fufu and Njama Njama. It was very delicious and by now, we know how to make corn flakes ourselves - it can become out of the rest of the maize batter in the pot when you heat it after taking out the most possible of the Fufu - the dream of every muesli eater :-)
On Saturday we invited Berry to eat Knödel with us because he liked it so much the other day. After a while, he disappeared to greet someone who lives near our place. In his absence, an other German volunteer, who just arrived in Kumbo, visited us with her mentor. And that was the point when we really got, that we are now part of the lace and the culture in a special way: the surprising visit was no surprise for us. We really enjoyed the afternoon.
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