Donnerstag, 21. September 2017

Alltag? - niemals.

21.08. - 27.08.2017

Diese Woche, dachten wir, würde zum ersten Mal so etwas wie einen "Alltag" haben. Ich weiß nicht genau, warum wir die ganze Zeit so viel darüber nachgedacht haben, dass wir gerne einen Alltag hätten - vielleicht einfach, weil wir es aus Deutschland so gewohnt sind. Inzwischen haben wir jedoch festgestellt, dass es tatsächlich niemals einen "Alltag" also einen "Tag" wie "alle" anderen geben würde. Das Leben steckt voller Überraschungen... und das können wir gerade besonders genießen:-)
Ghost town Kumbo -
 wie wir hören, hören wir (fast) nichts 

Am Montag mussten wir erst einmal wieder viel Haushaltszeug bestreiten - putzen und waschen fällt uns zwar schon einfacher, trotzdem brauchen wir immer noch viel mehr Zeit als unsere Nachbarn und kamerunischen Freunde. Dann am Abend kam ein Anruf, dass die nächsten beiden Tage (Dienstag und Mittwoch) wohl auch Ghost town Tage sein würden. Das ließ sich am Dienstagmorgen auch schnell überprüfen.
An Ghost town Tagen ist die Stadt ein bisschen wie eingefroren. Es fahren keine Taxis, keine Läden und nur sehr wenige Stände haben geöffnet. Ein großer Generalstreik. Auch wenn manche Bikes trotzdem fahren, macht die Stadt andere Geräusche. Es ist stiller und angespannter - das hören wir schon, wenn wir oben auf dem Bischofs Hügel stehen und auf unserem Arbeitsweg jeden Morgen den Blick über Kumbo genießen.
Dienstag Abend kam Ezechiel zu Besuch und wir hatten eine superschöne Zeit zusammen mit Tee und Musik :-) Zum Abschied sagte er so etwas wie: "Keine Sorge, ich komm nochmal mit ein paar Jugendlichen vom Youths Center und helfe euch beim saubermachen von Haus und dem Bereich Außenrum. Keine Widerrede." Das war sehr nett gemeint und letztendlich waren wir auch echt dankbar für das Angebot, und doch war ich am Mittwoch Morgen vorerst nicht ganz so gut drauf, als ich im Schlafanzug um halb acht wegen eines Klopfens die Haustür öffnete und 11 Jungs und einem Mädchen im Alter zwischen 12 und 25 gegenüberstand. Sie alle kamen mit Ezechiel und wurden geschickt um mit uns unser Haus zu säubern.
Am Anfang haben wir uns sehr unwohl gefühlt: Immerhin hatten wir selbst schon einige Male den Boden gewischt und gekehrt seitdem wir hier eingetroffen waren. Ebenso wussten wir bereits wie wir unsere Schuhe putzen sollten - etwas, dass für uns irgendwie doch persönlich ist und wir lieber selbst machen. Nach zwei Stunden war unser Haus blitzblank gereinigt: Küche geputzt, Bäder gereinigt, Wohnzimmer geschrubbt, Schuhe geputzt, Bereich unter dem Vordach gefegt und gewischt, Maisfeld aufgeräumt und Müll entsorgt (das haben die Jungs gemacht, ohne dass ich es mitbekommen hatte).
Zum Abschluss teilten Christina und ich mit allen zum Dank eine große Tüte Gummibärchen - alles in allem hatten wir echt was geschafft an diesem Tag.
Und zudem auch noch ein paar neue Menschen etwas kennengelernt, die uns im Laufe der nächsten Wochen immer mal wieder besuchen gekommen sind :-).

Donnerstag und Freitag waren dann doch "ganz normale" Arbeitstage. Tatsächlich habe ich eine gewisse Routine auf der Arbeit, da die Abläufe im Waisenhaus jeden Tag ähnlich gehandhabt werden - auch wenn es mir bei der Arbeit mit Kindern wirklich nie langweilig ist. Aber hier mein Zeitplan zur genaueren Vorstellung:

Um...
...7:30 Uhr (planmäßig) verlasse ich das Haus und mach mich au den Weg zum BBH (Krankenhaus) um von dort ein Bike-Taxi nach Shisong zu nehmen.
...Ca. 8:15 Uhr komme ich an, Unterrichtbeginn für die größeren Kinder
...10:30 Uhr werden die Kinder gewickelt
...11:00 Uhr das Essen wird gebracht, die Kinder beten und setzten sich an den Tisch. Das Essen wird verteilt und die Kleineren werden von uns gefüttert (Mein Fütterkind und ich haben uns inzwischen richtig angefreundet, auch wenn es am Anfang echt hart war teilweise)
...11:30 Uhr, nach dem Essen, gibt es für alle Kinder Wasser zu trinken
...11:45 Uhr gehen die Kindern ihre Betten und schlafen (im Optimalfall), ich wische den Boden und die Tische ab und spüle event. noch Restbesteck weg
...Ca. 12:00 Uhr bringt mir meistens eine der Care-takerinnen mein Mittagessen, dann habe ich Pause bis ca.13:00 Uhr (je nachdem was so los ist, und wie motiviert die Care-takerinnen sind:-)
...anschließend unterrichte ich zwei der Care-takerinnen in Englisch
...14:00 Uhr (normalerweise - meist regenabhängig) mache ich mich auf meinen Heimweg.
...um 15:30 Uhr bin ich meistens zu Hause, ich laufe gerne mit Berry zurück und lerne die ganzen Geheimwege von Kumbo kennen :-) das braucht nur seine Zeit...

Dieses wunderschöne Waldungeheuer lässt sich direkt vor unserem Haus bewundern.
Vielleicht eine Art Nessi aus dem Regenwald oder so... :-)
Am Freitagabend haben wir uns aber dann doch spontan einem weiteren Integrationsschritt der hiesigen Kultur gebeugt. Hungrig, wie jeden Abend - wir haben uns inzwischen ganz gut an die riesigen Portionen gewöhnt - lagen die Bratkartoffelscheiben mit den Zwiebeln schon in der öligen Pfanne auf dem Herd, als uns auffiel, dass unsere Gasflasche leer zu sein schien. Mmmh, was machen wir denn da... nun gut, wie bei jedem kleineren oder größeren Problem suchten wir unsere Nachbarin Edith auf. Sie erlaubte uns in ihrer Feuerküche zu kochen. Also stellten wir den Topf aufs Feuer, trotzten dem Rauch und der Hitze (,wir haben leider noch keine so feuerfesten Hände wie manche Menschen hier,) und brieten uns unsere Bratkartoffeln mit Zwieblen und Ei. Es war ein kleines, unerwartetes Abenteuer und letztendlich auch wirklich lecker.
Da wir nun kein Teewasser mehr auf dem Herd erhitzen konnte, trat unser Wasserkocher in Aktion und leistet uns seitdem treue Dienste.
Wenn man Bratkartoffeln machen möchte...
Am Samstag trafen wir Luise, eine deutsche Freiwillige, die uns am vorherigen Sonntag spontan mit ihrer Mentorin besuchen gekommen war. Sie, eine weitere deutsche, befreundete Freiwillige (die in Bamenda zur Zeit wohnt) und ihre beiden Mentorinnen planten gemeinsam auf den Markt zu gehen und im Anschluss bei Luise zuhause in Tobin (auch ein Stadtteil von Kumbo) zu kochen. Christina und ich wurde einfach mitgenommen und konnten jede Menge schöne Gespräche führen, die ein oder andere Blackstory erraten und eine weitere leckere Groundnutsauce genießen. Am Nachmittag beschloss eine der Menotrinnen uns bei unserem Gasflaschen-Problem zu helfen und kaufte kurzerhand mit uns eine neue Flasche, die wir dann weitesgehend versuchten alleine nach Hause zu transportieren. Erstmal waren wir wirklich froh, das wir jetzt offensichtlich wieder koch konnten.
Aber... dann verstanden wir erst nicht, wie man die Flasche richtig anschloss. Also gab es an diesem Abend Coucous mit Avocado - ein Essen, das sich problemlos mit einem Wasserkocher zubereiten lässt und trotzdem warm ist.
...und die Kochaktion dann spontan
in die Feuerküche verlegt.
Am Sonntagmorgen baten wir nach dem Gottesdienst zwei Jugendliche aus der Nachbarschaft um Hilfe beim Anschließen der Gasflasche. Die beiden gaben sich größte Mühe, mussten aber feststellen, dass der Verbindungsschlauch der Flsche zu unserem Herd wohl nicht dicht sei. Sie meinten, man könne das Gas schon so benutzen, aber wir sollten ihn möglichst schnell austauschen. Die Gaswolken, die sich in unserem Haus sammelten machten uns aber (zum Glück) so viel Angst, dass wir es dann doch bleiben ließen und an diesem Samstagabend bei unseren anderen Nachbarn in der Gasküche (also drinnen im Haus) kochten.
So ging diese Woche mit einem erneuten Improvisationsessen zu Ende. Das Kochen bei unseren Nachbarn war uns etwas unangenehm - schließlich wären wir es nicht gewohnt, dass jemand in unser Haus reinplatzt und unsere Küche mitbenutzen möchte - aber die Menschen in unserer Umgebung wirkten ganz gelassen und halfen uns wo sie konnten.


------------------------------------------------------------------------

Our first own corn
 -> thank you Charlotte and Elinore :-) it is delicious
Actually, we thought of this week to be a "normal" week with repeating daily timetables of things we are going to do in the next weeks as well. But of course, what is "normal"? - until now we didn't find an answer.
This Monday we had to do a lot of house stuff - cleaning and washing. In the evening, we received a call from Ezechiel that there will be ghost town for the next two days as well.
And really, on Tuesday we recognized the whole town standing still like it had been frozen. Some of the taxis and bikes were still moving, but none of the shops were open and even the sound of the town was different to the days before - it was a lot quieter. In the evening, Ezechiel visited us and we had a nice time chatting, drinking tea and playing music together :-). He told us that he wants to come back with some people from the youth center to help us to clean the house. Until then, we didn't know that he had meant the very next day to come back.
So, when I woke up on Wednesday morning by a loud knocking on our door at about half-past seven I was not too happy to see one girl and eleven boys at the age of 12 to 25 standing in front of our house ready to start their cleaning action every second. So I asked for time to change my nightwear to normal things and we started. Two hours later our house was as clean as never before and in the end, we were really thankful for the youths help. And in addition to that, we met some very nice people that were going to visit us during the next weeks for a few times again.

Finally, Thursday and Friday were more "normal" days, because my work in the orphanage has a certain routine that repeats nearly every day. But because of the children, it surely never gets boring.
A quick overview of my timetable in the orphanage:
At...
In the orphanage when the children should already be sleeping.
7:30 - leave the house, go to the BBH and take a Bike to go to Shisong
ca. 8:15 - lesson starts for the five elder children
10:30 - the smaller children are changed
11:00 - the food is brought and shared between the children after the prayer. I feed "Papa" - a small boy who changes his behavior while eating every day. But I really love him :-)
11:30 - after lunch, the children drink water.
ca. 11:45 - the children go to bed and I clean the floor and maybe wash some dishes.
ca. 12:00 - time to rest for me. Most times one of the caretakers brings the food the sister prepared for me for lunch.
ca. 13:00 - I teach two of the caretakers in English and help to fold the napkins
14:00 - work is done for me, I leave the orphanage.
15:30 - I arrive at our place again. I like to walk home with Berry and get to know all these secret paths around Kumbo. But it will need a lot of time until I know them really.

Because our gas bottle to cook with was empty on Friday evening we started to cook on our neighbors' fireplace.
We passed the Saturday with Luise, the other German volunteer who visited us with her mentor just the Sunday before. An other German girl, who stays in Bamenda, and their two mentors were with us. We went to the market and then to Luises' flat to cook there together. We had a lot of fun with backstories and interesting talks and enjoyed the delicious groundnut sauce. One of their mentors helped us to buy a new gas bottle, but we could not connect it very well on our own, so we decided to stay with couscous for this evening.
This Sunday, we asked some youths staying with our neighbors for their help in the case of connecting our gas bottle. They tried to help us as well as they were able to, but we had to recognize that the pipe that should connect the bottle and the cooker was licking. So we cooked again in our neighbors' kitchen and ended the week with an improvised food again.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen